Diskussion um berittene Polizei in Wien geht weiter

Archivbild: Berittene Polizei in Deutschland
Archivbild: Berittene Polizei in DeutschlandAPA/dpa/Julian Stratenschulte
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Angeblich startet das "Millionenprojekt" im Frühjahr 2019 mit insgesamt 24 Pferden. Scharfe Kritik an den "FPÖ-Fantasien" kommt von der Stadt Wien.

Die Diskussion um eine berittene Polizei in Wien geht weiter, laut der Zeitung "Kurier" sind 24 Pferde für die Bundeshauptstadt geplant. Das "Millionenprojekt" soll bereits im Frühjahr 2019 starten. "Ich kann die Zahlen weder kommentieren noch dementieren, es gibt noch kein Konzept", sagte Christoph Pölzl, Pressesprecher von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ), am Freitag.

Pölzl betonte erneut, dass ein entsprechendes Projekt überprüft wird. "Es wird aber eine Zeit dauern, bis die Fachabteilungen das Konzept ausgearbeitet haben", sagte der Sprecher. Kritik an den Plänen gibt es weiterhin von Tierschützern, Polizeigewerkschaft und Stadt Wien. Wie der "Kurier" berichtet, ist zunächst ab Frühjahr 2019 ein Testbetrieb mit zwölf Tieren geplant, sukzessive soll auf 24 Pferde aufgestockt werden. Noch sei das Innenministerium auf Standortsuche.

Stadt: "Sinnlose Einrichtung"

Die für Tierschutz um Umwelt zuständige Wiener Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) hat in einer Stellungnahme betont, dass es mit der Stadt keine Gespräche dazu gibt. Wobei sie sogleich klarstellte, solche auch nicht führen zu wollen: "Eine derart sinnlose Einrichtung unterstützen wir keinesfalls." Eine berittene Polizei sei aus Tierschutz-Sicht klar abzulehnen: "Jede Dressur in Richtung Polizeipferde widerspricht der artgemäßen Haltung der Tiere."

Und es gehe ihr als Umweltstadträtin auch um Sauberkeit. "Wir haben hier viel Erfahrung mit den Fiakerpferden, die letztendlich 2004 mit Pooh-bags ausgestattet wurden, eine eigene Kehrmaschine reinigt sieben Tage die Woche - tagsüber trocken, nachts nass - die Fiaker-Routen. Trotzdem gibt es immer wieder Beschwerden. Es ist für mich völlig inakzeptabel, dass nun aufgrund der FPÖ-Fantasien in der ganzen Stadt Pferdemist herumliegen soll."

Auch stelle sich die Frage der Sinnhaftigkeit. Niemand brauche eine berittene Polizei, befand Sima. Sie schätze die Arbeit der Polizei außerordentlich - und fordere die "bestmögliche Ausstattung", wie sie hinzufügte. Dienstpferde wären jedoch das letzte, was dafür nötig sei, kritisierte die Stadträtin den Vorstoß.

Erhebliche Kosten

Der "Kurier" berichtete von erheblichen Kosten einer Reiterstaffel. Die Versorgung von 24 Pferden würde so allein rund 350.000 Euro jährlich kosten - noch ganz ohne Gehälter von Stallpersonal und Polizisten. Im vergangenen Sommer hatte der damalige Vizebürgermeister und nunmehrige geschäftsführende FPÖ-Klubchef Johann Gudenus auf einem Reiterhof die freiheitliche Forderung der Polizeipferde bekräftigt. Damals sprach er von überschaubaren kosten. Eine Reiterstaffel mit zwölf Pferden würde in der Anschaffung und im jährlichen Betrieb - ohne Personalkosten - jeweils rund 75.000 Euro kosten. Für die Bundeshauptstadt würde am Anfang "eine Anzahl von zwölf bis 15 Pferden reichen. Man könnte das sukzessive aufstocken", meinte Gudenus im August.

"Tierquälerei"

Auch der Verein gegen Tierfabriken (VGT) warnte am Freitag erneut vor berittener Polizei. "Wir werden nicht dulden, dass Schwarz-Blau sich mit einem Prestige-Projekt profiliert, das auf dem Rücken wehrloser Tiere ausgetragen wird", warnte Heidi Lacroix vom VGT in einer Aussendung. Was die Tiere in der Ausbildung und im Einsatz erwartet, sei mit "Tierquälerei" nur unzureichend bezeichnet. Der VGT kündigte außerdem Demonstrationen vor dem Innenministerium an. Der Verein startete außerdem eine Online-Petition gegen den Einsatz von Polizeipferden.

>> Online-Petition des VgT

>> Bericht des "Kurier"

(APA)

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