Am 4. Februar soll die neue GroKo stehen

Anglea Merkel.
Anglea Merkel. (c) imago/Xinhua (Shan Yuqi)
  • Drucken

Union und SPD machen bei Regierungsbildung Tempo.

Berlin. Die Verhandler müssen sich sputen. Bis 4. Februar soll der Koalitionsvertrag ausbuchstabiert sein. Auf diesen engen Zeitplan haben sich CDU, CSU und SPD gestern zum Auftakt der Verhandlungen um eine Neuauflage der Großen Koalition (GroKo) festgelegt. Denn Kanzlerin Angela Merkel ist ungeduldig. „Die Menschen erwarten nunmehr wirklich, dass wir in die Richtung einer Regierungsbildung kommen“, sagte sie am Tag 124 nach der Wahl.

Horst Seehofer gab in der Zwischenzeit ein Bekenntnis ab: „Die CSU will diese Koalition.“ Zumindest Seehofer wünscht sie sich. Der CSU-Chef versucht, sich in ein Ministeramt zu retten. Genau wie Martin Schulz. Der SPD-Chef weigert sich, auf einen Ministerposten unter Merkel zu verzichten, wie er das einst versprochen hatte.

Das knappe Ja der Basis zu Koalitionsverhandlungen hat Schulz intern geschwächt. Kurioserweise stärkt es aber seine Verhandlungsposition gegenüber der Union. Dort weiß man jetzt, dass ein Ja der Genossen keine ausgemachte Sache ist. Denn die SPD wird ihre Mitglieder über einen Koalitionsvertrag abstimmen lassen, was sich über drei Wochen hinziehen dürfte. Daher der Zeitdruck. Denn die Regierung soll noch vor Ostern angelobt werden.

Streit um Familiennachzug

Mit dem Druckmittel Mitgliedervotum fordert die SPD von CDU/CSU nun Nachbesserungen bei der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverträgen und in der Gesundheitspolitik. Außerdem soll der Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte ausgeweitet werden, wobei die CSU hier „keinen Verhandlungsspielraum“ sieht. In der SPD gibt es indes eine neue Eintrittswelle. Die Jusos haben GroKo-Gegner aufgerufen, Parteimitglieder zu werden. Ein schweres Foul aus Sicht der SPD-Spitze, die nun einen Stichtag einführen will: Wer danach in die Partei eingetreten ist, darf nicht abstimmen. (strei)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die Neuen in der SPD könnten sich gegen einen von Parteichef Martin Schulz ausgehandelten Koalitionpakt mit der Union stellen.
Außenpolitik

Das Problem der SPD-Spitze mit den vielen Partei-Eintritten

Die Anwerbe-Aktion der Jusos zeigt Wirkung. Die Neuen könnten den Ausschlag in einer Mitgliederbefragung über eine Koalition mit der Union geben. Die SPD verliert in Umfragen weiter.
Europa

Koalitionsverhandlungen: Annäherung bei Familiennachzug

Gestritten wurde jüngst um den Familiennachzug. Dürfen mehr als die in den Sondierungen festgelegten 1000 Angehörige pro Monat nach Deutschland kommen?
Außenpolitik

Deutschland: Die letzte Chance der Großparteien

In zehn Tagen sollen die deutschen Koalitionsverhandlungen abgeschlossen sein. Kanzlerin Merkel deutet an, dass sie den SPD-Forderungen nicht nachkommen wird. Auch die Deutschen haben kein Vertrauen in die Sozialdemokraten.
SPD-Chef, Martin Schulz.
Außenpolitik

Deutschland: Was wird aus Schulz?

SPD-Politiker drängen ihren Parteichef, auf ein Ministeramt zu verzichten. Alles andere würde dessen „Glaubwürdigkeit erschüttern“.
Martin Schulz hat seine SPD zu Koalitionsverhandlungen mit der Union gebracht. Seine Wähler bleiben skeptisch.
Außenpolitik

SPD im Umfrageschock: Nur noch knapp vor AfD

Die SPD verliert laut einer aktuellen Umfrage weiter an Zuspruch und liegt nur wenige Prozentpunkte vor der rechten AfD, die die SPD als Volkspartei "ablösen" will.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.