Mikl-Leitner: Tiefgestapelt und trotzdem ''absolut'' gewonnen
Sie gab den ihrer Meinung nach "schwierigsten Job der Republik" auf, um Erwin Pröll politisch zu beerben - mit Erfolg.
28.01.2018 um 21:05
Erst Innenministerin, dann erste Landeshauptfrau Niederösterreichs, zuletzt erste Spitzenkandidatin der Landes-ÖVP - nun offiziell gewählt. Johanna Mikl-Leitner hat den ersten Platz, den die ÖVP in Niederösterreich geradezu traditionell inne hat, verteidigt. Sogar die absolute Mehrheit kann Mikl-Leitner mit 49,46 Prozent der Stimmen halten. Ein Traum-Ergebnis, das nicht einmal offizielles Wahlziel war (das waren 45 Prozent) - wenn auch insgeheim darauf gehofft wurde. Dennoch, ihr "erstes Mal" - im Wahlkampf versuchte sie die Sympathie von Erstwählern zu gewinnen, indem sie betonte, dass es für beide die erste Wahl sei - führte zum Sieg.
APA/HERBERT PFARRHOFER
"In einigen Tagen habe ich wohl den schwierigsten Job dieser Republik hinter mir und die schönste Aufgabe in Österreich vor mir", sagte Mikl-Leitner im April 2016 zu ihrem Wechsel aus Wien zurück nach Niederösterreich. Die neue, nicht vom Bauernbund kommende ÖVP-Landeschefin durfte sich bei ihrer Kür über 98,5 Prozent der Delegiertenstimmen freuen. Zur Landeshauptfrau wurde sie in einer Sondersitzung des Landtags mit 52 von 56 Stimmen gewählt.
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Zuvor war sie so etwas wie der Vorposten Prölls in Wien gewesen. Von ihm ins Innenressort dirigiert, vertrat die Innenministerin in der Tradition Ernst Stassers und Liese Prokops nicht nur im eigenen Ressort die Interessen ihres Bundeslands. Praktisch war dabei, dass sich Mikl-Leitner unter Michael Spindelegger auch noch die ÖAAB-Obmannschaft schnappte und ihre Machtbasis so nicht unwesentlich erweiterte.
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In den Monaten vor ihrer Rückkehr nach Niederösterreich war Mikl-Leitner fast ausschließlich mit der Flüchtlingskrise beschäftigt. Monatelang kämpfte sie mit den Ländern verbissen um jeden Quartier-Platz und nutzte die allgemeine Terror-Angst geschickt aus, um viel Geld und Personal für die Exekutive herauszuschlagen. Ihr hartes Law&Order-Image kontrastierte dabei stets stark mit Mikl-Leitners Auftreten abseits der medialen Aufmerksamkeit. Sie, die mit einer Zwillingsschwester aufwuchs, gehört zu den leutseligsten und allüren-ärmsten Politikerinnen des Landes.
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Diese Talente der studierten Wirtschaftspädagogin aus Hollabrunn erkannte man in Niderösterreichs ÖVP früh. Der damalige Landesparteisekretär Ernst Strasser engagierte sie als Marketingleiterin, wirklich auffallen konnte sie erstmals mit der Organisation der "Initiative für Erwin Pröll" bei der Landtagswahl 1993. Fünf Jahre später überantwortete ihr der Landeshauptmann die Geschäftsführung der Landespartei. Seither ist Mikl-Leitner aus dem Machtzirkel der niederösterreichischen Schwarzen nicht mehr wegzudenken, auch wenn sie bei Wirtschafts- und Bauernbund seit jeher nicht nur Freunde hat. Nach einem kurzen Intermezzo im Nationalrat holte Pröll sie 2003 zurück in die Heimat, wo sie als Landesrätin unter anderem für Europa- und Familienagenden, zuletzt auch für Soziales zuständig war.
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Ein erster Schritt in den Bund war der Posten der Vize-Parteiobfrau unter Josef Pröll. Als der damals neue ÖVP-Chef Michael Spindelegger sie ins Innenministerium rief, war die verheiratete Mutter von zwei Töchtern, die mit ihrer Familie in Klosterneuburg lebt, für Wien bereit. Ihr vielleicht größter Erfolg war da die Volksbefragung zur Wehrpflicht, für deren Erhalt sie die ÖVP an die vorderste Front schickte.
Johanna Mikl-Leitner, geboren 9.2.1964 in Hollabrunn, verheiratet, zwei Töchter, abgeschlossenes Studium an der Wiener Wirtschaftsuniversität (Mag. rer. soc. oec.), ab 1989 Lehrerin an der Handelsakademie Laa/Thaya, ab 1990 Unternehmensberaterin. Politischer Werdegang: 1995 Marketingleiterin der Volkspartei Niederösterreich, 1998 ÖVP-Landesgeschäftsführerin, 1999-2003 Nationalratsabgeordnete, 2003-2011 Landesrätin in Niederösterreich, 2011-2016 Innenministerin und Obfrau des ÖAAB, seit 2016 Chefin der ÖVP Niederösterreich und Landeshauptfrau.
(c) Presse/ Michaela Seidler
Mikl-Leitner: Tiefgestapelt und trotzdem ''absolut'' gewonnen
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