Deutsche Bank in der Dauerkrise

Die neuen Steuergesetze von US-Präsident Donald Trump belasten die Bilanzen der Deutschen Bank schwer.
Die neuen Steuergesetze von US-Präsident Donald Trump belasten die Bilanzen der Deutschen Bank schwer.(c) imago/Jan Huebner
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Deutschlands größte Bank hat 2017 zum dritten Mal in Folge rote Zahlen geschrieben. Gelingt keine Trendwende, hält Großaktionär Union Investment eine Zerschlagung für möglich.

Wien. Als Großaktionär der Deutschen Bank hat die Fondsgesellschaft Union Investment wenig Grund zu Freude. „Die Deutsche Bank ist für uns keine Krisenbank“, tönte sie noch im Oktober 2016. Mittlerweile klingen die Wortmeldungen doch recht anders: „Bis jetzt haben wir noch keine Anzeichen dafür, dass die Strategie der Deutschen Bank funktioniert und langfristig profitabel ist“, sagte Fondsmanager Ingo Speich Anfang Jänner 2018. Da hatte die größte Bank Deutschlands bekannt geben müssen, dass sie auch 2017 rote Zahlen geschrieben hat. Kommenden Freitag wird Institutschef John Cryan Bilanz legen – und Fondsmanager Speich stellt ihm gleich einmal die Rute ins Fenster: „Falls in ein paar Jahren die Erträge noch immer nicht sprudeln, könnte auch das heute noch Undenkbare eintreten: die Zerschlagung der Bank und Verschmelzung mit anderen europäischen Großbanken“, warnt Speich im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“.

Da klingt es fast wie Hohn, dass der Fondsmanager dem Deutsche-Bank-Chef gleichzeitig den Rücken stärkt: „Cryan muss bleiben, bis die Sanierung abgeschlossen ist“, sagt Speich.

Doch bei der Bank sind derzeit rote Zahlen statt Trendwende angesagt – 2017 ist das dritte Verlustjahr in Folge. Grund ist die kurz vor Weihnachten beschlossene Steuerreform von US-Präsident Trump. Sie belastet Deutschlands größte Bank im vierten Quartal mit rund 1,5 Mrd. Euro. 2016 stand ein Verlust von knapp 1,4 Mrd. Euro in den Büchern, 2015 musste die Bank ein Rekordminus von rund 6,8 Mrd. Euro verkraften.

Weitere Kostensenkungen

„Wir sind davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, betonte Cryan Mitte Jänner. „Wir haben diesen Weg im Herbst 2015 eingeschlagen und immer gesagt, dass dieser Umbau nicht in ein oder zwei Jahren abgeschlossen sein würde.“ Es gelte nun, „unsere Kosten weiter zu senken und in unsere Systeme zu investieren“.

Nach seinem Amtsantritt im Sommer 2015 hatte Cryan radikal ausgemistet. Teure juristische Altfälle wurden konsequent beendet, die IT wird auf Vordermann gebracht, die Integration der Postbank in den Konzern läuft.

Doch das Tagesgeschäft schwächelt. Wegen geringer Schwankungen auf den Kapitalmärkten fielen im vierten Quartal die Erträge aus dem Handel mit Anleihen, Währungen und Aktien nach vorläufigen Angaben der Bank um fast ein Viertel geringer aus als vor Jahresfrist. Schon länger kämpft das Geldhaus im einst goldenen Kapitalmarktgeschäft mit Gegenwind. Der Verkauf des Privat- und Firmenkundengeschäfts in Polen brockte der Deutschen Bank einen Verlust ein.

Und dann kam auch noch Donald Trump. Die neuen Steuergesetze in den USA belasten auch bei etlichen US-Konkurrenten der Deutschen Bank die Jahresbilanzen 2017 – auch wenn die Institute wie die meisten US-Unternehmen auf längere Sicht profitieren dürften. Zum einen können Banken US-Steuern nicht mehr so stark durch frühere Verluste – etwa aus der Finanzkrise – drücken: Durch sogenannte Verlustvorträge konnten bisher frühere Fehlbeträge mit künftigen Gewinnen verrechnet und konnte so die Steuerlast gesenkt werden. Zum anderen werden Gewinne, die bisher im Ausland geparkt und so dem US-Fiskus entzogen wurden, mit einer einmaligen Sondersteuer belegt.

Höhere Boni

Für Aufregung sorgt, dass das Institut trotz des erneuten Jahresverlusts höhere Boni an die Mitarbeiter ausschütten will als ein Jahr zuvor – nach übereinstimmenden Medienberichten geht es um etwa eine Milliarde Euro. „Wir müssen gerade jetzt in unsere Leute investieren und international wettbewerbsfähig bleiben – auch bei den Gehältern“, verteidigte Ko-Chef Marcus Schenck den Schritt im Magazin „Focus“.

„Im Übrigen können unsere Mitarbeiter nichts dafür, dass Donald Trump die Steuern senkt und damit einmalig unser Ergebnis belastet.“ Schenck betonte, ohne die Belastung durch die US-Steuerreform rechne die Deutsche Bank vor Steuern mit einem positiven Ergebnis für 2017. (kor./ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2018)

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