Linzer Paar getötet: Verdächtiger zurechnungsfähig, aber krank

Die Pressekonferenz zur Bluttat in Linz: Der damalige Innenminister Sobotka (Mitte) mit dem damaligen Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, und Oberösterreichs Landespolizeidirektor Andreas Pilsl.
Die Pressekonferenz zur Bluttat in Linz: Der damalige Innenminister Sobotka (Mitte) mit dem damaligen Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler, und Oberösterreichs Landespolizeidirektor Andreas Pilsl.APA/EXPA/MICHAEL GRUBER
  • Drucken

Das psychiatrische Gutachten ist bei der Staatsanwaltschaft eingetroffen - der 54-jährige Tunesier leidet an einer Persönlichkeitsstörung. Der Mann soll laut Ermittlern dem IS die Treue geschworen haben.

Der Doppelmord habe einen IS-Hintergrund - mit dieser Aussage trat der damalige Innenminster Wolfgang Sobotka (ÖVP) im Juli an die Öffentlichkeit - gemeint war der Mord an einem Pensionistenehepaar in Linz. Nun ist das mit Spannung erwartete psychiatrische Gutachten zum verdächtigen 54-jährigen Tunesier eingelangt. Er sei zum Zeitpunkt der Tat zurechnungsfähig gewesen, leide aber offenbar an einer Persönlichkeitsstörung, erklärte Staatsanwaltschaftssprecher Philip Christl am Montag.

Somit könne laut Christl der Verdächtige für seine Tat bestraft werden, allerdings auch eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragt werden. Denn so meinte die Sachverständige Adelheid Kastner, es bestehe wegen der psychische Erkrankung die Gefahr von Wiederholungstaten. "Ob und wegen was angeklagt wird, entscheidet sich erst in einigen Wochen", so Christl. Noch müsse der Akt weiter von der Staatsanwaltschaft durchgearbeitet werden.

Motiv: Exempel an der Gesellschaft und der FPÖ statuieren

Der Verdächtige soll am 30. Juni ein betagtes Ehepaar getötet und anschließend in der Wohnung seiner Opfer Feuer gelegt haben. Kurz nach der Tat stellte sich der Tunesier, der seit langem in Österreich lebt, der Polizei. Er gab als Motiv an, er habe ein Exempel an der Gesellschaft und der FPÖ, durch die er sich als Ausländer und Muslim diskriminiert fühlte, statuieren wollen. Ein Sohn des getöteten Paares arbeitet in einer von einem blauen Politiker geführten Abteilung des Landes, allerdings hat die Familie kein Naheverhältnis zu den Freiheitlichen.

Die Auswertung diverser sozialer Medien zeigte, dass sich der Mann zuletzt immer häufiger zu islamistischen Inhalten positiv geäußert hat. Er soll laut Ermittlern IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi die Treue geschworen haben. Hinweise auf ein islamistisches Tatmotiv gibt es bisher aber nicht. Auch existiert keine Meldung, dass der IS die Tat für sich reklamiert hat.

(APA/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Der Angeklagte hält am Montag im Linzer Gericht einen beschrifteten Zettel in die Kameras:  "Es wird gelogen und gelogen, weil die Justiz in unserem Land abhängig ist"
Österreich

Ehepaar ermordet: IS-Sympathisant in Linz vor Gericht

Ein 55-jähriger soll im Vorjahr in Linz ein betagtes Ehepaar getötete haben. Nun steht er vor Gericht. Der "Islamische Staat" sei "der richtige Weg, die richtige Politik", sagt der Tunesier.
Der Tatort nach dem Doppelmord: Laut Gutachten hat der Täter eine Störung.
Österreich

Doppelmord in Linz: Täter krank

Der 54-jährige Tunesier, der ein Linzer Ehepaar getötet hatte, leidet an einer Persönlichkeitsstörung. Er ist aber zurechnungsfähig.
Ermittler beim Tatort in Linz
Österreich

Linzer Doppelmord: Verteidiger sieht vorerst keinen Hinweis auf islamistisches Motiv

Die Untersuchungshaft für den Mann, der in Linz ein betagtes Ehepaar getötet haben soll, wurde verlängert. Laut dem Pflichtverteidiger des Verdächtigen bestreitet dieser einen Bezug zum IS.
Wien

"IS-Mord": Ermittlungen laufen - Polizei schweigt vorerst

Norbert Hofers Facebook-Kommentar, wonach die Polizei aus Sicherheitsgründen von Trauerfeierlichkeiten abriet, bestreitet Polizei-Sprecher Furtner.
Gastkommentar

Hat der IS-Terror Österreich erreicht?

Die Morde in Linz sind ein Beispiel für misslungene Integration.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.