Politik schäumt wegen Boni-Plänen der Deutschen Bank

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Die Deutsche Bank löst mit ihren angeblich geplanten Bonuszahlungen von mehr als einer Milliarde Euro Proteste in der Politik aus.

Die Deutsche Bank löst mit ihren geplanten Bonuszahlungen von mehr als einer Milliarde Euro Proteste in der Politik aus. Regierungssprecher Steffen Seibert äußerte sich am Montag kritisch zu Deutschlands größtem Geldinstitut. Dessen Führung müsse sich "selbstverständlich fragen, welchen Eindruck sie in der Öffentlichkeit erzeugt". Das Wirtschaftsministerium unterstrich seine grundsätzliche Auffassung, dass Bezahlungen fair zu sein hätten, egal, ob es um niedrige Einkommensgruppen oder Managergehälter gehe. Ein Sprecher der Bank verteidigte die Entscheidung, wieder Boni auszuschütten.

Die "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" hatte am Wochenende berichtet, dass die Deutsche Bank für 2017 trotz roter Zahlen mehr als eine Milliarde Euro Boni zahlen will. Im Vorstand des Geldhauses habe es darüber eine kontroverse Debatte gegeben. Am Ende hätten sich die Investmentbanker mit dem Argument durchgesetzt, dass bei erneuten Bonuskürzungen die besten Leute gegangen wären. Bankchef John Cryan hatte zuletzt bereits erklärt, er wolle trotz des Verlusts zum normalen Boni-System zurückkehren.

Die Deutsche Bank hatte wegen der Lasten durch die geplante US-Steuerreform Anfang Januar angekündigt, sie werde 2017 erneut ein Minus ausweisen. Das ist das dritte Verlustjahr in Folge. Konzernsprecher Jörg Eigendorf sagte im Fernsehsender CNBC, der Vorstand wolle die Mitarbeiter nicht dafür bestrafen, dass die US-Steuerreform der Bank das Ergebnis verhagelt. Ohne diesen Sondereffekt sei die Bank auf dem Weg zu einem Nettogewinn gewesen. "Nachdem wir 2016 dem Großteil unserer leitenden Mitarbeiter keinen Bonus bezahlt haben, haben wir immer erklärt, dass wir 2017 wieder wettbewerbsfähig zahlen werden."

Scharfe Kritik kam von SPD-Chef Martin Schulz, dessen Partei derzeit mit den Unionsparteien Koalitionsgespräche führt. "Überall schließen Bankfilialen, Kunden verlieren ihre Berater, Berater ihre Jobs", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Wenn in dieser Situation Boni in Höhe von einer Milliarde Euro ausgeschüttet werden, dann verliert ein Unternehmen nicht nur an Ansehen. Das schadet insgesamt unserer Solidargemeinschaft."

"Goldene Nasen in der Führungsetage"

SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel bemängelte: "Einerseits Arbeitsplatzabbau, andererseits goldene Nasen in der Führungsetage - das kann man niemandem erklären." Die SPD wolle daher in den Koalitionsverhandlungen eine Begrenzung der steuerlichen Absetzbarkeit solcher Bonuszahlungen durchsetzen.

Die Deutsche Bank hatte wegen der Lasten durch die geplante US-Steuerreform Anfang Januar angekündigt, sie werde 2017 erneut ein Minus ausweisen. Das ist das dritte Verlustjahr in Folge.

Fehlanreize wie hohe, an kurzfristige Erfolge geknüpfte Bonuszahlungen in Banken waren von Politikern und Experten als ein Faktor gesehen worden, der zur Finanzkrise 2008 beitrug. Daher drangen die großen Industrieländer im G20-Verbund auf eine Änderung der Bonuspolitik. Ziel war es, die Sondervergünstigungen stärker an nachhaltigen Entwicklungen auszurichten. Dies wurde auch zumindest teilweise umgesetzt.

(Reuters)

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