RFJ Steiermark ruft zu Online-Mobbing gegen Journalistin auf

Das Posting des Ring Freiheitlicher Jugend Steiermark vom 26. Jänner, das mittlerweile gelöscht wurde.
Das Posting des Ring Freiheitlicher Jugend Steiermark vom 26. Jänner, das mittlerweile gelöscht wurde. Screenshot
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In einem Facebook-Posting hat der Ring Freiheitlicher Jugend Steiermark dazu aufgerufen, einer "Standard"-Redakteurin E-Mails zu schicken. Das Post wurde am Montag gelöscht. Die FPÖ-nahe Webseite Wochenblick.at kritisierte eine "Vice"-Journalistin.

Gleich zwei Fälle von beunruhigender, unsachlicher Journalistenkritik sind am Montag bekannt geworden. Zuerst war da das Facebook-Posting des Ring Freiheitlicher Jugend Steiermark vom vergangenen Freitag. Um 9.07 Uhr hatte dort jemand ein Foto einer "Standard"-Redakteurin hochgeladen und dazu folgenden Text gestellt: "Das ist Colette. Colette schreibt für den Standard und stellt gerne FPÖler an den Pranger." Im nächsten Satz stand: "Falls ihr Colette etwas zu sagen habt, dann bitte unter ..." - dazu wurde die Email-Adresse der Journalistin gestellt. Gemeint ist Collete M. Schmidt, langjährige Redakteurin des "Standard", die sich vor allem mit den Themen Rechtsextremismus und Burschenschaften beschäftigt und erst kürzlich einen Artikel über Korporierte in den Ministerien geschrieben hat.

Das Posting wurde laut "Standard" mehrfach gemeldet, war aber bis Montag immer noch auf Facebook zu finden. Ab Montagabend gegen 18 Uhr war der Beitrag dann von der Seite verschwunden, der RFJ hatte stattdessen eine Stellungnahme gepostet: In dem neuen Posting rechtfertigte sich die Nachwuchsorganisation für die Verwendung des Fotos sowie für die Worte, unterstrichen aber ihre Haltung: "Sämtliche Unterstellungen strafrechtlich relevanter Absichten weisen wir ausdrücklich zurück." Seitens der ÖVP Steiermark hieß es Montagnachmittag, dass man bei der FPÖ Steiermark urgiert habe, die "Urheber- und Fotorechte" zu akzeptieren und daher auf das verlinkte Foto zu verzichten. 

Die Zeitung gab bereits bekannt, dass sie juristisch gegen die Urheber des Postings vorgehen und der freiheitlichen Parteijugend einen anwaltlichen Brief zukommen lassen wird.

Ausschnitt aus dem Text über Hanna Herbst auf Wochenblick.at
Ausschnitt aus dem Text über Hanna Herbst auf Wochenblick.atScreenshot

Angriffe gegen "Vice"-Journalistin Herbst

Ebenfalls mit Sorge aufgenommen wurde am Montag ein Text in dem oberösterreichischen Online-Magazin "Wochenblick.at", das der FPÖ zumindest weltanschaulich nahe steht. Darin wurde neben einem Foto der stellvertretenden "Vice"-Journalistin Hanna Herbst einer ihrer Tweets vom Sonntagabend aufgegriffen und kritisiert. Herbst hatte nach dem Ergebnis der niederösterreichischen Landtagswahl getwittert: "FPÖ verdoppelt sich. Dieses Land sollte einfach nicht existieren. #ltw18". Das war dem "Wochenblick" eine Nachricht wert, die allerdings in sehr befremdlichem Stil verfasst und nicht namentlich gezeichnet wurde.

Der Tweet habe "die an sich fesche Feministin und Blondine" verfasst, hieß es darin. Herbst werde von "österreichische Patrioten bereits Hass-Hanna" genannt. Auch, dass ihr Ö1-Kollege Stefan Kappacher in einem Antwort-Tweet beipflichtete, wurde kritisiert. Am Ende des Artikels wurde zudem erwähnt, welche SPÖ-Parlamentarierin das Tweet von Herbst geliked hatte.

Beide Male ist die Kritik unverhältnismäßig und erinnern die Aufrufe und das an den Pranger stellen an Hetze gegen regimekritische Journalisten in demokratiefeindlichen Ländern.

(awa)

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Eine "Standard"-Journalistin wurde namentlich mit Foto in dem Posting genannt, mit dem Hinweis auf ihre E-Mailadresse, sollte man ihr "etwas zu sagen" haben. Anlassfall war ein Artikel der Journalistin, der im Zuge des NS-Liederbuch-Skandals geschrieben worden war.

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