Führungsfehler

Müller-Müller-Sackerl oder: Der Chef fällt aus der Rolle

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Kolumne "Führungsfehler". Der plötzliche Abgang des alten Geschäftsführers hievte einen jungen High Potential in dessen Position. Der musste erst lernen, damit umzugehen.

Fachlich war der Neue top. Das erste Jahr lief so gut, dass der junge Geschäftsführer der Belegschaft in überschäumender Freude eine Incentivereise sponserte. „Work hard, play hard“ war sein Motto. Er gedachte es dort auszuleben.

Sie führte das Österreich-Team an einen beliebten Strand im Süden Europas, der bekannt dafür war, dass man Hüllen und Hemmungen fallen ließ. Keine Sorge, es wird jetzt nicht schlüpfrig. Nur launig: Da räkelten sich die Mitarbeiter aller Ebenen im warmen Sand, die Sonne brannte, das Bier floss. Und der junge Chef vergaß seine Rolle und wurde wieder, was er in den Tiefen seines Herzens war: ein junger lebenshungriger Kerl, der für jeden Spaß zu haben war.

Irgendjemand hatte die Idee, die Mädels ins Wasser zu werfen. So wie sie das früher immer getan hatten, daheim am Badesee, einer nahm die Arme, einer die Beine, Müller-Müller-Sackerl und platsch.

Von den Damen fanden das nur wenige lustig, was stark von ihrem Alkoholpegel abhing. Die meisten fürchteten um Frisur, Make-up und Reputation (es wurde eifrig fotografiert). Doch die entfesselten jungen Herren waren gnadenlos: Eine nach der anderen platschte in wenig vorteilhafter Haltung ins Meer. Wenn der Chef das macht, ist es doch ok, oder?

Bis der Geschäftsführer höchstpersönlich an die Falsche geriet. Die wehrte sich in bester Wildkatzenmanier. Im Kampf zog sie eine breite Kratzspur quer über seine Brust, alle fünf Finger. Jetzt erst ließ er von ihr ab.

Spielverderberin, rief er der fauchenden Flüchtenden nach. Die Kratzer brannten auf seiner Haut. Die Kollegen beiderlei Geschlechts lachten und schossen Fotos, die sie eifrig teilten. 

Am meisten Sorgen bereitete ihm, wie er das seiner Freundin erklären sollte.


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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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