Siemens vor Jobabbau: "Handlungsbedarf dringlicher geworden"

Siemens-Chef Joe Kaeser
Siemens-Chef Joe KaeserAPA/dpa/Andreas Gebert
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Ein Gewinneinbruch in der vor einem Stellenabbau stehenden Kraftwerks-Sparte zieht Siemens nach unten. Handlungsbedarf ist notwendig, sagt Konzernchef Joe Kaeser.

Das Ergebnis aus dem industriellen Geschäft sei im ersten Quartal (zum 31. Dezember) des Geschäftsjahres 2017/18 um 14 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gesunken, teilte der Industriekonzern Siemens am Mittwoch vor der Hauptversammlung in München mit. Unter dem Strich stand jedoch ein um zwölf Prozent höherer Gewinn von 2,2 Milliarden Euro. Er wurde durch den Verkauf der restlichen Aktien am Lichttechnik-Konzern Osram und die positiven Effekte der US-Steuerreform begünstigt.

Der Auftragseingang stieg von Oktober bis Dezember um 14 Prozent auf 22,5 Milliarden Euro und übertraf damit deutlich die Erwartungen von Analysten. Ohne die Übernahme des spanischen Windkraft-Konzerns Gamesa und negative Währungseffekte hätte der Zuwachs bei sieben Prozent gelegen. Auch der Umsatz wurde von ungünstigen Wechselkurseffekten beeinträchtigt. Er stieg trotzdem um drei Prozent auf 19,8 Milliarden Euro. "Das erste Quartal unterstreicht die Stärke unseres Hauses", sagte Vorstandschef Joe Kaeser. "Wir nutzen die Wachstumsimpulse des globalen Aufschwungs."

In der Kraftwerks-Sparte Power & Gas brach der operative Gewinn um die Hälfte ein, der Umsatz um ein Fünftel. Siemens will in dem Bereich mehr als 6000 Stellen streichen, weil der Markt wegen der Energiewende in den kommenden Jahren massiv schrumpfen werde. Das Minus ließ sich durch einen Gewinnsprung im Zug-Geschäft (Mobility) nicht wettmachen, das vor der Fusion mit der französischen Alstom steht.

Die Medizintechnik-Sparte Healthineers geht mit negativen Vorzeichen an die Börse. Ihr operatives Ergebnis ging um 15 Prozent auf 541 Millionen Euro zurück, der Umsatz gab um vier Prozent und der Auftragseingang um fünf Prozent nach. Ohne Währungseffekte hätten Umsatz und Orders allerdings zugelegt. Insider erwarten, dass Healthineers den Börsengang noch vor Ostern in Angriff nimmt. 

"Handlungsbedarf dringlicher geworden"

Siemens-Chef Joe Kaeser hat den geplanten Abbau von 6900 Stellen bei dem Münchner Industriekonzern verteidigt. Der Gewinneinbruch in der Kraftwerks-Sparte Power & Gas zeige, dass der Handlungsbedarf "notwendig ist, ja sogar dringlicher geworden ist", sagte er am Mittwoch. Der Umsatz in der Sparte war im ersten Quartal um 20 Prozent, der operative Gewinn sogar um die Hälfte eingebrochen. Der Einbruch im Markt für konventionelle Kraftwerke, für die Siemens große Gas- und Dampfturbinen liefert, sei nicht nur eine vorübergehende Eintrübung.

"Behauptungen, dass unsere Werke in Offenbach, Erfurt, Mülheim oder auch Görlitz voll ausgelastet und sogar profitabel seien, sind ein Mythos oder Stimmen aus der Vergangenheit", sagte Kaeser. "Mit der Realität heute haben sie jedenfalls nichts zu tun." Görlitz und Leipzig sollen geschlossen, Erfurt nach Möglichkeit verkauft werden.

Personalvorstand Janina Kugel sagte, die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über den Stellenabbau hätten inzwischen begonnen. "Wir befinden uns damit in einem geordneten Prozess, der auf eine gute Einigung hoffen lässt", sagte sie. Zum Stand der Gespräche wollte sie sich nicht äußern. 

(Reuters)

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