AMS: "Teilzeit nach der Karenz wird zur Karrierefalle schlechthin"

Frau vor Bildschirm
Frau vor Bildschirm Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Der Anteil der teilzeitbeschäftigten Frauen, die weniger als 25 Stunden pro Woche arbeiten, ist auf 27 Prozent gestiegen. Die Nachfrage nach Teilzeitjobs ist beim AMS größer als das Angebot.

Das Arbeitsmarktservice (AMS) verweist auf einen steigenden Anteil von Frauen mit Teilzeitjobs und relativ geringer Arbeitszeit. Der Anteil der teilzeitbeschäftigten Frauen mit weniger als 25 Stunden pro Woche ist in zehn Jahren von 25 auf 27 Prozent gestiegen. "In vielen Fällen wird Teilzeit nach der Karenz zur Karrierefalle schlechthin", warnt AMS-Vorstand Johannes Kopf im "Kurier".

Viele Frauen kämen beim Wiedereinstieg nach der Karenz nicht mehr in die Positionen, die sie früher in einer Firma hatten oder müssten in klassische Teilzeit-Branchen wechseln. Aber viele wollen auch, bedingt durch die Umstände, lieber Teilzeit als Vollzeit arbeiten. Die Nachfrage nach Teilzeitjobs ist beim AMS nach wie vor größer als das Angebot. Als Gründe nennt Kopf den eigenen Wunsch der Frau, fehlende Betreuungsangebote oder einen "übermächtigen Mann", der von Halbe-Halbe nichts wissen möchte.

Österreich im EU-Vergleich auf Platz zwei

Mit einer Teilzeitquote bei Frauen von 47 Prozent liegt Österreich im EU-Vergleich hinter den Niederlanden auf Platz zwei, wo die Frauen allerdings im Schnitt 30 Stunden pro Woche arbeiten. Hierzulande wird immer kürzer gearbeitet - mit gravierenden finanziellen Folgen, wie eine Wifo-Studie im Auftrag des AMS zeigt. Durch die Pensionsreform (40 statt 29 Arbeitsjahre zählen zur Pensions-Berechnung) wirkt sich für den späteren Pensionsbezug erheblich aus, wie lange die Erwerbsunterbrechung dauert und ob danach 20 oder 30 Wochenstunden gearbeitet wird. Kindererziehung wird zwar für die Pensionsberechnung angerechnet, aber schon eine zweijährige Teilzeit senkt die Durchschnittspension um 1,7 bis 2,1 Prozent. Wird mehr als die Hälfte des Erwerbslebens 20 Stunden gearbeitet, so fällt das Lebenseinkommen gegenüber 30 Stunden um bis zu 30 Prozent geringer aus.

Bezüglich der Job-Vermittlung plädiert Kopf für eine Ausweitung der Mindest-Verfügbarkeit bei Betreuungspflichten von 16 auf 20 Stunden - auch weil dem AMS kaum lukrative 16-Stunden-Jobs gemeldet werden. Im Regierungsprogramm ist dieser Wunsch jedoch nicht enthalten.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Vanessa W. mit ihrem Sohn.
premium

Zuerst das Baby, dann das Büro: Ein Leben in Teilzeit

Vor zwei Jahrzehnten war es eine Forderung des Frauenvolksbegehrens, nun ist Teilzeitarbeit ideologisch heiß umkämpft. Trotzdem arbeiten immer mehr Menschen halbtags – vor allem Frauen. Was hinter dem Boom steckt und warum Frauenaktivistinnen heute dagegen auftreten.
Ingo K. hat sich bewusst dafür entschieden, Teilzeit zu arbeiten. In den Niederlanden arbeitet fast die Hälfte aller Beschäftigten Teilzeit.
premium

Wo Vollzeitarbeiten zur Ausnahme geworden ist

Die Niederlande gelten als Musterland in Sachen Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Viele Männer arbeiten hier Teilzeit.
Gleiche Arbeit, weniger Geld? Für den Nachdreh zu diesem Film soll Mark Wahlberg (links) 1500 Mal so viel bekommen haben wie Michelle Williams.
Österreich

Lohnschere: Ein Danke statt Millionen

Hollywood diskutiert über ungleiche Einkommen. In Österreich war es bis in die 60er-Jahre erlaubt, Frauen schlechter zu bezahlen. Wie groß die Lohnschere heute ist, ist umstritten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.