"Human Rights Watch": Türkische Grenzer schießen auf Flüchtlinge

Syrische Flüchtlinge an der Grenze zur Türkei
Syrische Flüchtlinge an der Grenze zur Türkei (c) Reuters
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"Syrer, die auf der Suche nach Sicherheit und Asyl zur türkischen Grenze fliehen, werden mit Kugeln und Beschimpfungen zur Umkehr gezwungen", kritisiert die Menschenrechtsorganisation. Und fordert Präsident Erdogan zum Handeln auf.

Türkische Sicherheitskräfte schießen nach Angaben von Menschenrechtlern an der syrischen Grenze willkürlich auf Flüchtlinge, die in der Türkei Asyl suchen wollen. "Syrer, die auf der Suche nach Sicherheit und Asyl zur türkischen Grenze fliehen, werden mit Kugeln und Beschimpfungen zur Umkehr gezwungen", so Lama Fakih, stellvertretende Direktorin von "Human Rights Watch" im Nahen Osten, am Samstag.

Immer mehr Syrer seien vor den heftigen Kämpfe in der Provinz Idlib auf der Flucht. Allein zwischen Mitte Dezember und Mitte Jänner hätten nach UN-Angaben knapp 250.000 weitere Menschen Zuflucht im Grenzgebiet gesucht. Die syrische Armee rückt seit Monaten in die weitgehend von Rebellen kontrollierte Provinz Idlib vor. Die Türkei wiederum startete im Jänner eine Offensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG in der nahe gelegenen Region Afrin.

Immer mehr setzen ihr Leben auf das Spiel

"Während die Kämpfe in Idlib und Afrin Tausende weitere Menschen vertreiben, dürfte die Zahl der Syrer weiter wachsen, die an der Grenze in der Falle sitzen und bereit sind, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um in die Türkei zu gelangen", sagte Fakih. Sie forderte den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auf, den Grenzschützern klare Anweisungen zu erteilen, dass tödliche Gewalt gegen Flüchtlinge ebenso wie Misshandlungen verboten seien. Die Tatsache, dass die Türkei so viele syrische Flüchtlinge aufgenommen habe, entbinde sie nicht von ihrer Verantwortung, den Schutzsuchenden an ihrer Grenze zu helfen.

Ein Sprecher Erdogans nannte es höchst unwahrscheinlich, dass türkische Soldaten auf syrische Flüchtlinge schössen. Die Regierung werde den Bericht aber prüfen, sagte Ibrahim Kalin. Die türkischen Soldaten seien an der Grenze, um eben diese Menschen zu schützen.

Die Türkei betreibe seit Beginn des Bürgerkriegs im Nachbarland 2011 eine Politik der offenen Tür. "Wir fragen niemals, ob jemand Kurde, Araber, Muslim oder Christ ist, ob er aus dieser oder jener Region stammt", sagte Kalin. "Ich weiß nicht, ob es sich um einen Einzelfall handelt oder nicht." Die Türkei hat rund 3,5 Millionen Syrer aufgenommen, mehr als jedes andere Land.

(APA/Reuters)

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