Wettrennen der Roboterautos

Ein Roboterauto von Waymo fährt über eine Kreuzung in Arizona. Die Google-Schwester testet ihre Wagen in 25 US-Städten.
Ein Roboterauto von Waymo fährt über eine Kreuzung in Arizona. Die Google-Schwester testet ihre Wagen in 25 US-Städten.REUTERS
  • Drucken

Die Ankündigungen überschlagen sich. Jeder will das erste selbstfahrende Auto auf den Markt bringen. Aber gibt es Käufer dafür?

Wien. Im Jahr 2030 könnten Robotertaxis das Straßenbild in Europa, Nordamerika und China prägen, prognostizierten die Unternehmensberater von Price Waterhouse Coopers (PWC) im Jänner. Mit Prognosen ist das so eine Sache. Aber wenn diese nur ansatzweise stimmt, versteht man den Wettlauf der Autokonzerne. Ob Daimler, General Motors, Uber, Renault, Google oder Apple: Sie alle erhoffen sich, das erste selbstfahrende Auto auf den Markt zu bringen. Dieses soll bald eine Gesellschaft durch die Städte kutschieren, die Autos vermehrt untereinander teilt, auch das ist Teil der Prognose.

Gestern, Sonntag, war es Autobauer Daimler, der die Serie großer Ankündigungen in der Branche fortsetzte: Die Stuttgarter wollen die Testwagen aus ihrer 2017 gestarteten Kooperation mit Bosch in den nächsten Monaten auf die Straßen schicken. Anfang der 2020er soll der Regulärbetrieb starten. „Der große Unterschied zu anderen Wettbewerbern ist, dass wir unser Fahrzeug von Anfang an als Robotaxi konzipieren. [. . .] Wir werden keine Bastellösung haben“, sagte Daimlers Strategie-Chef Wilko Stark in einem Interview. Diese Spitze hat zwei klare Adressaten. Der eine heißt Waymo, ist der Schwesterkonzern von Google und baut gerade in einer Fabrik nahe Detroit mit Partner Fiat Chrysler die von diesem zugelieferten Modelle in selbstfahrende Autos um. Die Umrüstung eines fabrikneuen Autos in einen Roboterwagen ist laut Branchenexperten ein äußerst kostspieliges Unterfangen im mehrstelligen Millionenbereich. Das Duo nannte nie Kosten, verkündete aber jüngst, die 600 Wagen große Taxiflotte um „tausend“ weitere Minivans von Fiat aufzustocken.

Die Konkurrenz fährt schon

Der zweite Adressat ist der US-Konzern General Motors (GM), der vor Kurzem ebenfalls für Aufregung sorgte, als er ein Modell seiner Tochter Cruise ohne Lenkrad und Gaspedal zeigte und dessen Zulassung auf den US-Straßen für 2019 beantragte. Beide Konkurrenten haben Daimler eines voraus: Ihre fahrerlosen Wagen sammeln bereits Erfahrung im Echtzeitbetrieb. Dabei schlagen sich die Roboterautos von Waymo laut einer aktuellen kalifornischen Statistik besonders gut. In den zwölf Monaten bis Ende November 2017 musste nur 63 Mal ein Mensch von der Maschine übernehmen. Das sind 9000 ohne Zwischenfall gefahrene Kilometer. Die GM-Tochter kam auf fast 2000Kilometer ohne Fahrerwechsel.

Daimler will es noch besser machen. Dazu soll laut einem Bericht der „Bild“ von gestern, Sonntag, auch der chinesische Milliardär Li Shufu beitragen. Shufu sei an einem milliardenschweren Aktienpaket – und an einem Bündnis mit Daimler im Kampf gegen die Dominanz der IT-Riesen in der Automobilbranche – interessiert.

Alle in diesem Rennen müssen aber noch eine andere Hürde nehmen: den zukünftigen Kunden. Laut einer Umfrage in den USA haben 78Prozent Angst, in einem chauffeurlosen Auto zu fahren. 41 Prozent der Befragten würden lieber keinem Robotertaxi begegnen, wenn sie selbst am Steuer sitzen. Diese Angst ist den Herstellern bewusst. „Stellt euch eine Welt ohne Autounfälle vor“, hieß es in der jüngsten Präsentation von GM. Autonome Fahrtechnik mache diese Welt greifbarer. In 94 Prozent aller Unfälle sei menschliches Versagen der Hauptgrund. (ag./loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Als Orientierung gilt vielen das Bündnis von BMW mit dem Kameratechnik-Spezialisten Mobileye
Unternehmen

Analyse: IT-Konkurrenz zwingt Autobauer zum Umdenken

Autohersteller werden, glauben manche Experten, an Fusionen nicht vorbeikommen, wenn sie den Kampf mit den großen Technologiekonzernen um die Vorherrschaft nicht verlieren wollen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.