Äthiopien: Fast eine Million Binnenvertriebene seit 2015

Supporters celebrate as they welcome Merera Gudina, leader of the Oromo Federalist Congress party after his release from prison in Addis Ababa
Supporters celebrate as they welcome Merera Gudina, leader of the Oromo Federalist Congress party after his release from prison in Addis Ababa(c) REUTERS (Tiksa Negeri)
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Ursache für die vielen Vertriebenen seien die gewaltsamen Zusammenstöße zwischen den Volksgruppen der Oromo und Somali. Zudem gibt es seit Jahren heftige regierungskritische Proteste. Die Regierung versprach zuletzt weniger Repression.

Seit 2015 sind in Äthiopien fast eine Million Menschen wegen eines Konflikts zwischen zwei Volksgruppen vertrieben worden. Allein im vergangenen Jahr hätten 700.000 Menschen ihre Häuser verlassen müssen, heißt es in einem Bericht des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA).

Nach Angaben der Behörden in dem ostafrikanischen Land wurden mehrere hundert Menschen bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Oromo und Somali getötet. Die beiden Volksgruppen beschuldigen sich gegenseitig, für die Gewalt verantwortlich zu sein. Sie leben in aneinander angrenzenden Regionen und streiten über Land und Zugang zu Ressourcen.

Prominentester Oppositionspolitiker aus der Haft entlassen

Der Vielvölkerstaat Äthiopien erlebt seit zwei Jahren zudem heftige regierungskritische Proteste, die in der um die Hauptstadt Addis Abeba liegenden Region Oromia begannen. Nach Schätzungen von Menschenrechtsaktivisten wurden bei den Protesten seit Ende 2015 fast tausend Menschen getötet. Bereits zwei Mal wurde der Ausnahmezustand verhängt. Regierung und Militär in Äthiopien werden von Mitgliedern der ethnischen Minderheit Tigray dominiert.

Die Opposition hatte zuletzt einen kleinen Sieg verbuchen können. Mitte Jänner war der führende Oppositionspolitiker Merera Gudina - Vertreter einer Oromo-Partei - aus der Haft entlassen worden. Hunderte andere Häftlinge wurden zusammen mit Merera freigelassen, die Regierung versprach weitere Freilassungen, zudem soll das härteste Gefängnis des Landes geschlossen werden. Man wolle "den demokratischen Raum verbreitern", zitierte das Magazin "Economist" die Regierung, die von der Revolutionären Demokratischen Front der Äthiopischen Völker geführt wird, einer Koalition, die sich aus vier verschiedenen Parteien mit jeweils unterschiedlichen ethnischen Hintergründen zusammensetzt.

Tausende Äthiopier sitzen laut Zahlen der NGO Human Rights Watch wegen ihrer politischen Meinung im Gefängnis. Knapp 1000 Menschen dürften unter dem Anklagepunkt Terrorismus hinter Gittern gelandet sein. Die Regierung kündigte an, ihre Anti-Terror-Gesetze neu aufzusetzen, andere repressive Maßnahmen könnten ebenfalls verändert werden. Viele der bekanntesten Aktivisten aus den Regionen Oromia und Amhara sind nach wie vor in Haft.

(APA/AFP/Red.)

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