Personalrochaden: Mehr Chefinnen in ÖGB und AK

Der erwartete Generationswechsel ist ausgeblieben, dafür werden Gewerkschaftsbund und Arbeiterkammer nun weiblicher.

Wien. Man nennt sie im ÖGB auch die Königsmacher. Wolfgang Katzian und Rainer Wimmer bestimmten als Chefs der größten Gewerkschaften schon lange den Kurs – und das Personal. Dass sie sich jetzt selbst zu Königen machen, verwundert innerhalb der Gewerkschaftsfraktionen – viele hatten einen Generationenwechsel erwartet.

Dass der nun doch nicht kommt, hat wohl mit den schwierigen Zeiten zu tun, die den Sozialpartnern bevorstehen. Die neue türkis-blaue Regierung verlangt, dass diese bis 30. Juni Reformpläne vorlegen, die in erster Linie Einsparungen zur Folge haben sollen. Sollte die Regierung mit den Vorschlägen nicht zufrieden sein, will sie sich Gesetzesänderungen vorbehalten, heißt es im Regierungsprogramm. Es wird also politisch erfahrene Schwergewichte wie Katzian brauchen, die in Verhandlungen mit der ÖVP geübt sind, um hier Interessen der roten Gewerkschaft gut zu verteidigen. Immerhin ist die SPÖ in Opposition.

Schon in der Vergangenheit konnte Katzian bei der Durchsetzung seiner Anliegen auf die Unterstützung von Metaller-Chef Rainer Wimmer zählen. Der wurde nun wohl auch als Dank für seine Loyalität zum Fraktionschef sozialdemokratischer Gewerkschafter gekrönt. Auch Eisenbahner-Chef Roman Hebenstreit hatte sich wohl erhofft, nun zu höheren Ämtern berufen zu werden – innerhalb des ÖGB polarisiert er aber stark.

Die zweite Präsidentin der Geschichte

Auf den großen Generationenwechsel und damit Zeichen der Erneuerung verzichten die Arbeitnehmervertreter nun vorerst – dafür werden die Organisationen insgesamt weiblicher. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Barbara Teiber Katzian als Chefin der größten Gewerkschaftsfraktion, der GPA, nachfolgen soll. Die 40-Jährige ist Mitglied des Vorstandes der Wiener Gebietskrankenkasse und Gemeinderätin.

Mit der 55-jährigen Renate Anderl wird nach Lore Hostasch erst zum zweiten Mal in der Geschichte eine Frau an der Spitze der Arbeiterkammer stehen. Die von Wien entsandte Bundesrätin ist seit 2014 geschäftsführende Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende des ÖGB. Anderl war eine der engsten Vertrauten der verstorbenen Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) – und gilt wie diese als stark im linken Parteiflügel verankert. Anderl hat Reformen für die Arbeiterkammer angekündigt – ein Prozess, der die Mitglieder einbindet, soll ab März gestartet werden. (ath)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2018)

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