Tariq Ramadan: Der tiefe Fall eines muslimischen Mephisto

Ramadan vertrat in Vorlesungen strenge Tugendnormen: Sex außerhalb der Ehe etwa sei schwere Sünde.
Ramadan vertrat in Vorlesungen strenge Tugendnormen: Sex außerhalb der Ehe etwa sei schwere Sünde. (c) REUTERS (Mike Segar)
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Er wollte Europa islamisieren, Doppelzüngigkeit und Drohungen säumten seinen Weg zum muslimischen Parade-Intellektuellen. Jetzt sitzt Tariq Ramadan wegen Vergewaltigungsvorwürfen im Gefängnis. Ein Porträt.

Nicht wenige dachten an ihn, als sie in Houellebecqs Roman „Unterwerfung“ von einem Muslimbruder lasen, der französischer Präsident wird: Tariq Ramadan sei „wohl der einzige Schweizer, der Franzose werden will, und sicher nicht, weil er unseren Käse liebt“, sagte Islamwissenschaftler Gilles Kepel 2016 zur „Presse“. Ramadan wolle wohl im Jahr 2022 für die Präsidentschaft kandidieren. Dazu wird es nicht kommen. Etliche Frauen werfen dem 55-Jährigen Vergewaltigung vor, nun sitzt er in Frankreich in Untersuchungshaft. Grausig lesen sich in der französischen Ausgabe des Magazins „Vanity Fair“ jüngst veröffentlichte Detailschilderungen einer Klägerin.

Das Schlusskapitel einer erstaunlichen europäischen Karriere, die viel über Europas Auseinandersetzung mit dem Islam seit der Jahrtausendwende erzählt. Spätestens seit 9/11 war der aus Genf stammende Enkel des Muslimbrüder-Gründers Hassan al-Banna einer der bekanntesten und umstrittenen muslimischen Medienintellektuellen. In Österreich konnte man ihn etwa als Stargast bei Veranstaltungen des Ludwig-Boltzmann-Instituts, des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen oder bei einem Jubiläum der Muslimischen Jugend Österreich erleben.

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