"Wir können die Raffsucht überwinden“

A model presents a creation by German designer Karl Lagerfeld.
A model presents a creation by German designer Karl Lagerfeld. REUTERS
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Was teilen wir gerne, was wollen wir unbedingt besitzen? Der kanadische Konsumforscher Russell Belk hält das Haben-Wollen für ein Auslaufmodell und erklärt, warum er sein liebstes Kaffeehäferl dennoch nie hergeben würde.

Besitzen Sie ein eigenes Auto?

Russell Belk:
Ja.

Warum sind Sie das denn noch nicht losgeworden? In Ihren Studien schreiben Sie doch ständig, dass ein Auto in Nordamerika im Schnitt nur acht Prozent seines Lebens genutzt wird.

Ich lebe am Land mit wenig Nachbarn und da ist es schwierig, öffentliche Verkehrsmittel oder Uber zu nutzen. Auch eine Bohrmaschine wird übrigens in Summe nur 13 Minuten lang aktiv genutzt. Es gibt also gute Gründe, zu teilen.

Zuletzt gab es einen regelrechten Hype um die sogenannte Sharing-Economy. Ist das klassische Besitzen von Dingen wirklich ein Auslaufmodell?

Das hängt stark davon ab, welche Generation wir betrachten. Seit der Finanzkrise 2008 gibt es einen Trend hin zum Teilen. Das hat finanzielle Gründe, aber nicht nur. Die Millennials, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurden, sind mit dem Selbstverständnis aufgewachsen, dass es wichtiger ist, Zugriff auf etwas zu haben, als es zu besitzen. Sie haben viel seltener ein eigenes Auto oder einen Führerschein. Das ist in Europa nicht anders als in den USA. Ob der Trend anhält, wird sich weisen, wenn sie in eine neue Lebensphase treten und Kinder bekommen. Aber vieles deutet darauf hin, dass diese Generation nicht mehr so stark am Besitz hängt.

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