Syrien: Armee nutzt offenbar deutsches Material für Giftgas-Raketen

APA/AFP/HASAN MOHAMED
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Bilder von Raketen, die die syrische Armee für Chemieangriffe einsetzte, zeigen Teile mit dem Logo der deutschen Firma Krempel. Der Hersteller zeigt sich "entsetzt".

Die baden-württembergische Firma Krempel zeigt sich "entsetzt" über Bilder von angeblichen Giftgas-Raketen der syrischen Armee, die mit Material des Unternehmens gebaut wurden. Man könne sich nicht erklären, wie dieses Produkt nach Syrien gelangt sei, erklärte ein Sprecher der Firma aus Vaihingen am Mittwoch.

Nach Recherchen der investigativen Internetplattform Bellingcat und der Organisation Syrians for Truth and Justice (STJ) wurden in den vergangenen Wochen mindestens zweimal Raketen mit Chlorgas auf ein Rebellengebiet östlich der Hauptstadt Damaskus abgeschossen. In Überresten von Raketen seien Produkte des deutschen Herstellers entdeckt worden, erklärte der Bellingcat-Autor Eliot Higgins.

Bilder der Raketen zeigen ein Teil mit dem Logo des Unternehmens und der Aufschrift "Made in Germany". Der Krempel-Sprecher erklärte, es handle sich um Pressspan, ein Material, das zur Isolierung in Elektromotoren eingebaut werde. Die Firma liefert es demnach auch zum Weiterverkauf in kleineren Mengen an örtliche Händler im Iran.

Ursprünglich konventionelle Raketen

In diesem Fall sei wohl eine Scheibe ausgeschnitten und dann in die Rakete eingebaut worden, sagte der Sprecher. Krempel habe die aktuelle Lieferung in den Iran gestoppt und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) eingeschaltet.

Higgins erklärte, bei den Raketen handele es sich ursprünglich um konventionelle Modelle. Diese seien für den Giftgas-Einsatz umgebaut worden. Es lasse sich nicht sagen, in welchem Umfang das deutsche Material beim Bau von in Syrien eingesetzten Raketen benutzt werde.

Bei den beiden Angriffen am 22. Jänner und 1. Februar auf den Ort Duma nahe Damaskus waren Dutzende Menschen verletzt worden. Duma liegt in der von Rebellen kontrollierten Region Ost-Ghuta, die seit Langem von Regierungstruppen eingeschlossen wird.

(APA/dpa)

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