Selbstständige sind Opfer der US-Steuerreform.
Viele gute Ideen hatte Donald Trump in seinem ersten Amtsjahr nach breiter Einschätzung nicht. Aber für einen Fokus seiner Steuerreform erntete der US-Präsident (oder besser seine Partei) fast einhelliges Lob: Auslandstöchter von Konzernen werden künftig, wie überall sonst üblich, in ihrem Sitzland besteuert. Der Knüppel des US-Fiskus schlägt nicht mehr zu, sobald auswärts erzielte Gewinne in die Heimat fließen. Im Gegenzug sind aber nun einmalig 15,5 Prozent Steuer auf alle Schätze fällig, die Apple und Co. in der Ferne angehäuft haben. Meist in Steueroasen, auf der Flucht vor den hohen US-Firmensteuern, die nun gesenkt werden. Scheint also eine recht runde Sache zu sein.
Aber nein, es eckt dann doch. Zum Handkuss kommen nämlich nicht nur die kecken Konzerne, sondern auch unschuldige Auslandsamerikaner. Der Hintergrund: US-Bürger, die als Selbstständige im Ausland arbeiten, müssen in den USA Sozialversicherung zahlen. In ihrer Wahlheimat natürlich auch, also doppelt. Zwar gibt es ein Abkommen, das Amerikaner in Europa und einigen anderen OECD-Staaten vor diesen absurden Regelung schützt. Wen es aber nach Asien, Afrika oder Südamerika zog, konnte ihr nur entkommen, indem er eine Firma gründete, in deren Rahmen er arbeitet. Das haben natürlich die meisten getan. Fleißige Menschen erzielten mit ihren Firmen im Lauf der Zeit viel Gewinn – und auf dieses Lebenswerk müssen sie jetzt plötzlich 15,5 Prozent Steuer zahlen, so wie die großen Konzerne.
Auch dann, wenn sie in einem Hochsteuerland leben und dort immer brav Tribut geleistet haben. Als hieße das Motto: Make foreign Americans poor again.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2018)