Trumps Traum vom großen Militärspektakel

Donald Trump will seine eigene Militärparade.
Donald Trump will seine eigene Militärparade.(c) APA/AFP/NICHOLAS KAMM (NICHOLAS KAMM)
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Der Präsident hat das Verteidigungsministerium mit einer Militärparade beauftragt. Damit will Trump seine Unterstützung für die Streitkräfte unterstreichen. Kritiker meinen, eine solche Schau erinnere an Staaten wie Nordkorea.

Washington.Der Nationalfeiertag am 14. Juli ist der Tag, an dem Frankreich seine Größe und Stärke feiert – unter anderem mit einer prächtigen Militärparade auf der Avenue des Champs-Elysées. Geschmückte Panzerkolonnen rollen die berühmte Pariser Straße hinunter, Kampfjets fliegen donnernd über die Allee und ziehen Kondensstreifen in den Nationalfarben über den Himmel. Soldaten, zu Fuß marschierend oder zu Pferde, salutieren vor der Tribüne des Präsidenten. Dort saß vergangenes Jahr nicht nur der neue Staatschef Emmanuel Macron, sondern auch dessen Ehrengast aus den Vereinigten Staaten: Donald Trump. Und auf den US-Präsidenten machte das Spektakel großen Eindruck.

So groß, dass der US-Präsident nun seine eigene Militärparade haben will. Trump, der eine Schwäche für jede Zurschaustellung militärischer Stärke hat, beauftragte das Pentagon, eine solche Parade zu planen, wie die „Washington Post“ am Mittwoch berichtete. „Der Marschbefehl lautete: Ich möchte eine Parade wie die in Frankreich“, zitierte das Blatt einen namentlich nicht genannten Anwesenden des entsprechenden Treffens.

Wie in totalitären Staaten

Anders als in Frankreich sind große Militärparaden in den USA nicht üblich. Kritiker der US-Regierung wiesen auch flugs darauf hin, dass solche öffentlichen Präsentationen von Kriegsgerät und Armee vor allem in totalitären Staaten praktiziert würden. So war es in der Sowjetunion. Und so ist es auch in dem von Trumps Erzfeind Kim Jong-un regierten Nordkorea, wo jeder Geburtstag und jeder Todestag der Herrscherdynastie mit einer pompös inszenierten Heeresschau begangen wird. „Was für eine absurde Geldverschwendung“, kritisierte etwa der demokratische Abgeordnete Jim McGovern. „Trump handelt eher wie ein Diktator als ein Präsident.“

Zurückhaltend äußerten sich zunächst auch Funktionäre aus dem Pentagon und dem Weißen Haus: Die Pläne für eine Parade seien noch in der „Brainstorming“-Phase. Es gebe noch nichts Substanzielles.

Geradezu schwärmerisch klang dagegen Trumps Sprechering Sarah Huckabee Sanders, die das Ansinnen des US-Oberbefehlshabers dann prompt bestätigte. „Präsident Trump ist ein unglaublich großer Unterstützer der großartigen amerikanischen Soldaten, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um die Sicherheit unseres Landes zu gewährleisten.“

Wie kolportiert wird, soll Trumps Parade jene von Macron sogar noch übertreffen. Die französische Schau sei „eine der großartigsten Paraden“ gewesen, die er je gesehen habe, sagte der zu Superlativen neigende US-Präsident nach seinem Besuch in Paris. Aber: „Wir müssen versuchen, sie zu überbieten.“

Trump hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Macht viel mit militärischer Stärke gleichsetzt. Während das US-Außenministerium – und damit die Diplomatie – vor massiven Budgetkürzungen steht und internationale Organisationen um die US-Beiträge fürchten, schwebt Trump eine Aufstockung des Militärbudgets um weit mehr als 50 Milliarden US-Dollar vor. Seine Regierung will neue Atomwaffen mit geringer Sprengkraft entwickeln, die leichter zum Einsatz kommen können – das richtet sich vorrangig gegen Russland. Und mit Trumps Drohungen gegen Nordkoreas Kim Jong-un sehen viele Experten die Welt so nah an einem Atomkrieg wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Spott und Beleidigungen

Trumps persönliche Beziehung zum US-Militär gilt dagegen als durchwachsen. Nicht nur einmal wurde darüber spekuliert, ob Trump sich Ende der 1960er-Jahre vor dem Militärdienst in Vietnam gedrückt hat. Offizielle Begründung für eine Befreiung vom Wehrdienst war damals ein Fersensporn, später äußerte sich Trump aber widersprüchlich. Nicht nur einmal fiel er auch durch rüden Umgang mit Angehörigen von Gefallenen auf. So beleidigte er die Eltern eines im Irak getöteten Soldaten. Als im Herbst vier Soldaten im Niger starben, sorgte der Präsident mit einer Bemerkung für Wirbel, die von einer Witwe als herzlos empfundenen wurde. Den Senator und Vietnam-Veteranen John McCain versah er mit Spott.

Von einer großen Militärparade träumte Trump allerdings schon vor seinem Amtsantritt. Das Erlebnis in Paris scheint den Wunsch nur beflügelt zu haben. Zumal sich der Präsident lieber vor jubelnden Massen präsentiert, als sich mit den Mühen des politischen Alltags auseinanderzusetzen.

Ort und Termin noch offen

Dem Vernehmen nach wünscht sich Trump, dass die Soldaten auf der Pennsylvania Avenue in Washington defilieren. Sie führt vom Kapitol zum Weißen Haus – und passiert zudem das Trump International Hotel. Offiziell hieß es, der Ort sei noch offen. Unklar ist auch der mögliche Termin. Wie die „Washington Post“ berichtet, würde Trump die Parade gerne auf einen „patriotischen Feiertag“ legen. Im Gespräch sind demnach der Memorial Day am 28. Mai oder der Unabhängigkeitstag am 4. Juli. Das Pentagon bevorzugt offenbar ein anderes Datum: Den Veteranentag am 11. November. An diesem Tag jährt sich heuer das Ende des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Vorteil: Damit wäre die Parade nicht zu sehr mit dem Präsidenten und seiner Politik verknüpft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2018)

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