Frankreich: Mehr Geld für Atomwaffen

Emmanuel Macron will aufrüsten.
Emmanuel Macron will aufrüsten.(c) APA/AFP/POOL/HAMILTON DE OLIVEIR
  • Drucken

Die Regierung Macron will den Verteidigungsetat deutlich erhöhen. Das soll vor allem dem Nuklearwaffenarsenal zugutekommen.

Paris. Frankreichs politischer Einfluss basiert auf dem atomaren Abschreckungspotenzial, deshalb muss dieses erneuert werden, um als letzte Drohung glaubwürdig zu bleiben. Das ist Emmanuel Macrons Credo in der militärischen Rüstungsfrage. Und darauf basiert das Programm, das der französische Präsident am Donnerstag dem Ministerrat vorgelegt hat. Bis 2025 sollen die Ausgaben für die Verteidigung zwei Prozent Anteil am französischen Bruttoinlandsprodukt erreichen. Das ist eines seiner Wahlversprechen an die Militärs, die über mangelnde oder veraltete Bestände von Waffen, Flug- und Fahrzeugen sowie anderem Material klagen.

Nun sollen zwischen 2019 und bis 2025 fast 300 Milliarden für die Streitkräfte ausgegeben werden. Das Verteidigungsbudget soll von heute 34,2 Milliarden Euro zunächst um jährlich 1,7 Milliarden und danach ab 2023 um drei Milliarden pro Jahr steigen. Mindestens 17 Milliarden sollen der technologischen Innovation dienen, um so auch „für die Zukunft Frankreichs operationelle Überlegenheit“ sicherzustellen. Trotzdem aber schaut am Ende für die Streitkräfte de facto kaum mehr Geld heraus: Die bisher von anderen Ministerien getragenen Kosten für Auslandsoperationen werden neu in den Verteidigungsetat integriert.

Vor allem aber soll ein wichtiger Teil der Ausgaben in das Atomarsenal fließen. Davon profitieren die unzufriedenen Truppen von Armee, Marine und Luftwaffe nur indirekt. Die Atombombe zur militärischen Abschreckung aber ist und bleibt für die politische Führung Priorität. Mit ihr und dem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat verteidigt Frankreich seinen Einfluss in der Welt. Darum möchte Macron, dass der Aufwand für den Unterhalt und die Erneuerung dieses Potenzials (von derzeit rund 300 Sprengköpfen) von jährlich 3,6 auf sechs Milliarden fast verdoppelt wird. Dies geht auf Kosten der konventionellen Ausrüstung und Bewaffnung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Die Zeichen stehen auf nukleare Aufrüstung

Laut dem Friedensforschungsinstitut Sipri werden die Atomwaffen-Arsenale weltweit modernisiert. Besonders ins Gewicht fallen die Anstrengungen von USA und Russland.
Außenpolitik

Die Angst vor einem Atomkrieg ist zurück

Fast 30 Jahre nach dem Ende des Kalten Kriegs sehen Experten die Welt immer dichter an den Rand einer potenziellen nuklearen Katastrophe rutschen.
Beatrice Fihn (* 1982) ist studierte Juristin und wurde anno 2014 Direktorin des losen Anti-Atom-Netzwerks Ican.
Weltjournal

„Atombomben sind Symbole der Schande“

Weil sie 2017 den ersten globalen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen zustandegebracht hat, bekam die Internationale Bewegung gegen Atomwaffen (Ican) den Friedensnobelpreis. Ein Gespräch mit Ican-Chefin Beatrice Fihn.
Außenpolitik

Merkel und Trump warnen vor "negativen Folgen" atomarer Aufrüstung Russlands

Die deutsche Kanzlerin und der US-Präsident zeigen sich in einem Telefonat besorgt über die Pläne Moskaus, neue Atomwaffen zu entwickeln. Moskau weist die Kritik zurück: Es werde sich nicht an einem Wettrüsten beteiligen.
Außenpolitik

Putin fordert USA atomar heraus

In einer großen Rede setzte Wladimir Putin auf das Abschreckungspotenzial neuer Waffensysteme. Sie sollen Russlands Weltmachtanspruch unterstreichen und die USA in Schach halten. Darunter könnte auch der berüchtigte "Weltuntergangs-Torpedo" sein.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.