Bernhard Russi, Pistenplaner von Pyeongchang, kontert die Kritik an der Olympia-Abfahrt. Der Schweizer, 69, sorgt sich um die Entwicklung des Abfahrtssports, er sieht ein Imageproblem. „Es ist immer eine Gratwanderung.“
Die Presse: Herr Russi, die Olympia-Abfahrt in Jeongseon ist nicht frei von Kritik, es sollen bis zu 100.000 Bäume gefällt worden sein. War das wirklich notwendig, gab es keine Alternativen?
Bernhard Russi: Ich arbeite jetzt 17 Jahre am Projekt Pyeongchang, war das erste Mal 2001 hier. Ich kann den Berg nicht anders formen, als er ist, aber ich kann Ihnen versichern: Wir haben so eng wie nur möglich mit Naturschützern zusammengearbeitet. Für jeden abgeholzten Baum wurden an einem anderen Ort drei neue gepflanzt. Die Schwierigkeit war es, einen Berg zu finden, der den FIS-Vorgaben (800 Meter Höhenunterschied, Anm.) entspricht. In Jeongseon haben wir ihn gefunden, nachdem wir die Landkarten studiert hatten. Die Auswahl war aber nicht sonderlich groß.
Kjetil Jansrud meinte nach einem ersten Kennenlernen der Strecke, die Abfahrt sei „leicht“. Verstehen Sie das auch als persönliche Kritik?
Nein, das berührt mich überhaupt nicht, im Gegenteil. Wenn ein Läufer behauptet, eine Abfahrt sei leicht, dann erwarte ich von ihm, dass er sie gewinnt. Wenn er das nicht tut, hat er die Probleme der Strecke nicht gelöst. Jeongseong ist keine Abfahrt, bei der sich Läufer extrem überwinden müssen, aber wenn ich sehe, dass sich manche vor einem Sprung früher aufrichten, sieht man doch, das Respekt vorhanden ist. Würden nach einer neuen Abfahrt alle zu mir kommen, mir auf die Schulter klopfen, dann wäre doch etwas faul.