Deutsche Regierung stützt Apotheker

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Symbolbild. (c) Clemens Fabry
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Die neue deutsche Regierung will den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten stoppen. Das Thema beschäftigt auch Österreich.

Wien. Der Versandhandel mit Medikamenten erlebt derzeit einen Höhenflug – können die Online-Händler doch weitaus günstigere Preise anbieten als die Apotheken vor Ort. Der Grund ist, dass Online-Apotheken aus dem EU-Ausland Arzneimittel mit starken Rabatten verkaufen könnten. Deutschen Apotheken ist das wegen der Preisbindung für Medikamente untersagt.

Den stationären Apotheken sind diese Rabattaktionen ein Dorn im Auge. Unterstützung könnten sie jetzt von der neuen deutschen Regierung erhalten. Aus dem Koalitionsvertrag geht nämlich hervor, dass ein Rx-Versandverbot (der Handel von verschreibungspflichtigen Medikamenten) vorgesehen ist. So heißt es in der Unterlage der drei deutschen Verhandlungsparteien: „Um die Apotheken vor Ort zu stärken, setzen wir uns für ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ein.“

Die Aktien von Online-Apotheken wie Shop Apotheke Europe und der Rose Gruppe gingen in der Folge auf Talfahrt. Die Aktien von Shop Apotheke hatten erst im vergangenen Herbst deutlich angezogen, als Online-Riese Amazon Interesse an dem niederländischen Arzneimittelversender zeigte.

Shop Apotheke Europe betonte, dass gegen das Vorhaben in den vergangenen zwölf Monaten verfassungs- und europarechtliche Bedenken geäußert wurden. Die neue Regierung dürfte ihr Vorhaben trotzdem durchziehen.

Heimische Apotheken bremsen

In Deutschland machen Versender etwa zehn bis 14 Prozent des gesamten Medikamentenumsatzes aus. Bei rezeptpflichtigen Medikamenten liegt der Anteil bei einem Prozent. In Österreich wird der gesamte Anteil des Onlinehandels auf drei bis fünf Prozent geschätzt. Rechtlich dürfen seit 2015 Apotheken aus der EU keine rezeptpflichtigen Produkte nach Österreich schicken. Heimischen Apotheken ist der Online-Verkauf rezeptfreier Medikamente seit 2015 erlaubt – das wurde allerdings erst auf Druck der EU durchgesetzt.

Hierzulande tritt die Apothekerkammer vehement gegen eine Liberalisierung des Marktes ein. Die heimischen Apotheken sicherten ohnehin rund um die Uhr und das ganze Jahr hindurch flächendeckend die Versorgung mit Medikamenten. Es gebe daher keinen Bedarf, so Jürgen Rehak, Präsident des Apothekerverbandes.

Die Drogeriekette DM sucht schon länger einen Weg, um rezeptfreie Medikamente zu verkaufen – allerdings bisher erfolglos. Nun will man einen neuen Anlauf starten. Der Drogeriehändler will Medikamente im Schnitt um 20 bis 30 Prozent billiger anbieten als Apotheken. Der Apothekerverband kann diese Zahlen nicht nachvollziehen: Eine vom Verband selbst beim IHS in Auftrag gegebene Studie zeige nämlich das Gegenteil. In Norwegen hat sich der Markt nach einer Liberalisierung auf wenige Anbieter konzentriert, und in der Folge sind die Preise um 20 Prozent gestiegen. (herbas)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2018)

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