Katalonien. Madrid könnte Separatistenführer Carles Puigdemont als Ministerpräsidenten ohne direkten Einfluss auf Regierung akzeptieren.
Madrid. Die Madrider Zentralregierung würde eine symbolische Wahl des nach Brüssel geflüchteten Separatistenführers Carles Puigdemont zum katalanischen Ministerpräsidenten tolerieren. Diese dürfe aber weder offiziell sein, noch dürfe die Wahl im Regionalparlament in Barcelona stattfinden, wie die Tageszeitung „El País“ unter Verweis auf Regierungskreise berichtet.
Demnach würde Madrid keine rechtlichen Maßnahmen einleiten, sollten die Separatisten Puigdemont – symbolisch – zum Ministerpräsidenten machen. Ehrungen solcher Art werde man ignorieren, solange sie privat sind und Puigdemont keinen realen Einfluss auf die Regierungspolitik nimmt. Auf keinen Fall werde man jedoch hinnehmen, dass Puigdemont direkt oder indirekt auf die Regierungsgeschäfte einwirkt.
Das ist auch ein klarer Verweis auf eine mögliche Wahl von Elsa Artadi zur neuen katalanischen Regierungschefin. Die 41-jährige Sprecherin des separatistischen Wahlbündnisses Junts per Catalunya gilt als rechte Hand Puigdemonts. Seit einigen Tagen ist sie als Alternativkandidatin für das Amt der Regierungschefin im Gespräch.
Es fehlt die Einigung
Puigdemont befindet sich wegen seiner Beteiligung am Unabhängigkeitsprozess auf der Flucht vor der spanischen Justiz. Sollte er sich persönlich in Barcelona seiner Wiederwahl stellen, würde er sofort verhaftet werden. Madrid kündigte unterdessen an, keinerlei Probleme mit der Wahl Artadis zu haben, zumal gegen sie keinerlei Strafprozesse laufen.
Doch steht immer noch nicht fest, ob Artadi auch wirklich eine mögliche Ersatzkandidatin sein kann, auf die sich die drei separatistischen Parteiformationen einigen können. Die Verhandlungen laufen auf Hochtouren. (APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2018)