Vor zwei Jahrzehnten war es eine Forderung des Frauenvolksbegehrens, nun ist Teilzeitarbeit ideologisch heiß umkämpft. Trotzdem arbeiten immer mehr Menschen halbtags – vor allem Frauen. Was hinter dem Boom steckt und warum Frauenaktivistinnen heute dagegen auftreten.
Vor mehr als zwanzig Jahren, 1997, war es eine der zentralen Forderungen des Frauenvolksbegehrens: Die Gleichstellung von Mann und Frau müsse auch durch die Gleichstellung der Arbeitszeitmodelle erfolgen. Es sollte bei der rechtlichen Absicherung keinen Unterschied machen, ob halb- oder ganztags gearbeitet wird. Und überhaupt: Eltern sollten einen Anspruch darauf haben, mehr Zeit bei den Kindern zu verbringen. 644.665 Österreicher unterzeichneten das Volksbegehren – und damit auch den Ruf nach Teilzeit.

Zwei Jahrzehnte später ist das Thema ideologisch heiß umkämpft. Für die einen steht Teilzeit für Wahlfreiheit und Selbstverwirklichung. Die anderen sehen darin eine finanzielle Falle, die spätestens in der Pension zuschnappt. In der zweiten Auflage des Frauenvolksbegehrens, das ab Montag unterstützt werden kann, gibt es auch deswegen keinen dezidierten Wunsch mehr nach Teilzeitbeschäftigung. Im Gegenzug wird weniger Arbeit für alle gefordert.