Missbrauchsvorwürfe: Schröcksnadel sieht Belastung für Rennläuferinnen

APA/ROBERT PARIGGER
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Schröcksnadel vertraut in Sachen Aufklärung auf die "Klasnic-Kommission". Sollten Vorwürfe nachgewiesen werden, werde man sich "sicher entschuldigen müssen."

Laut ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel besteht die Gefahr, dass sich Missbrauchsvorwürfe negativ auf die Leistungen der aktiven Ski-Rennläuferinnen auswirken. "Indirekt belastet es immer", sagte der 76-Jährige am Sonntag im ORF-Fernsehen. Schröcksnadel vertraut in Sachen Aufklärung auf die "Klasnic-Kommission". Sollten Vorwürfe nachgewiesen werden, werde man sich "sicher entschuldigen müssen."

Zwar liegen die in Medien geschilderten Vorfälle, wie in der Vorwoche angebliche Übergriffe von Ex-Erfolgstrainer Karl Kahr, "50 Jahre" zurück, dennoch bekämen die Aktiven davon mit. "Das belastet sicherlich die Damen-Mannschaft, und wir werden mit ihnen auch sprechen", verriet er in Pyeongchang. "Das einzige, was man tun kann, ist einfach nichts lesen. Sie sind 10.000 Kilometer weg von Zuhause, die können sich völlig befreien von der Geschichte, sie haben damit ja nichts zu tun."

Den Zeitpunkt der Veröffentlichung der Vorwürfe gegen Kahr bezeichnete Schröcksnadel als "etwas bedenklich". "50 Jahre später so was bei Olympischen Spielen aufzukochen, ist sehr eigenartig", hielt er fest. Wer die ehemaligen Sportlerinnen sind, die sich der "Süddeutschen Zeitung" anvertraut haben, wisse er nicht: "Keine Ahnung". Grundsätzlich tue ihm aber "jeder einzelne Fall, sollte er bewiesen werden, natürlich sehr, sehr leid. Aber die Beweise müssen auf den Tisch. Es muss restlos aufgeklärt werden."

Archive öffnen

Um die Aufklärung voranzutreiben, hat der ÖSV Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic beauftragt. Die ehemalige Landeshauptfrau der Steiermark hat auch den Vorsitz in einem fünfköpfigen Expertenrat inne. "Wir warten ab, was ist richtig. Sollte es sich herausstellen, dass es so ist, werden wir uns sicher entschuldigen müssen, auch heute für damals. Wenn es sich nicht herausstellt, dann gut für die betroffenen Personen, die jetzt in der Öffentlichkeit stehen und beschuldigt werden", sagte Schröcksnadel.

Auch die Archive des Skiverbandes sollen zur Verfügung stehen. "Da haben wir bisher uns die Mühe nicht gemacht", aus gegebenem Anlass werde man nun aber die alten Aufzeichnungen durchsehen. "Es hat zu der Zeit Sperren gegeben und so weiter. Es hat Disziplinarverfahren gegeben, die werden wir uns mal genau anschauen."

Für die Gegenwart könne Schröcksnadel sexuelles Fehlverhalten durch Trainer oder andere angehörige des Verbandes praktisch ausschließen. "Seit 1990 haben wir alles umgestellt, haben sehr kleine Gruppen mit drei, vier, fünf Leuten, höchstens sieben, wenn es eine Abfahrtsgruppe ist. Da ist sicherlich die Gefahr, dass etwas passiert, sehr, sehr klein", meinte der Tiroler.

(APA)

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