Arbeitskräftemangel könnte boomenden Wohnbau bremsen

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Der Wohnbau bleibt bis auf weiteres Stütze der heimischen Konjunktur. Die heimische Bauproduktion legte im Jahr 2017 um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr zu.

Die österreichische Bauproduktion hat im Jahr 2017 um sechs Prozent zugelegt. Der Zuwachs auf 39,8 Milliarden Euro gegenüber 2016 lag damit bei 2,25 Milliarden Euro, teilt Kreutzer, Fischer & Partner in einer Aussendung mit. Zum Wachstum beigetragen haben alle Bausparten, alleine aus dem Wohnbau sind rund eine Milliarde Euro geflossen. Der Wohnbau der um 5,6 Prozent wuchs, hält mit einem Umsatz von 18,2 Milliarden Euro 45 Prozent der gesamten Bauproduktion. Die Erlöse im Nicht-Wohnbau erhöhten sich um sechs Prozent auf 11,2 Milliarden Euro, der Tiefbau wuchs um 6,6 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro.

Auch in den kommenden Jahren ist mit einer robusten Baukonjunktur zu rechnen, wenngleich ein zunehmender Arbeitskräftemangel und steigende Baukosten den Anstieg bremsen könnten, analysierten Kreutzer, Fischer & Partner gemeinsam mit dem Branchenradar.com.

Noch im Oktober 2017 standen zehn Bau-Berufsgruppen auf der Mangelberufsliste, darunter alle Gewerke des Dachbaus (Zimmerer, Dachdecker, Schwarzdecker und Spengler), zudem Elektroinstallateure, Schlosser oder Fliesen- und Bodenleger. Da die verfügbaren Personalressourcen in den ausführenden Unternehmen im Neubau gebunden waren, zusätzliche Kapazitäten aber kaum geschaffen werden können, wurden Sanierungsaufträge vielerorts nicht angenommen oder aber die Angebote mit Überstundentarifen kalkuliert. Vor den dann hohen Kosten schreckten viele „Sanierungswillige“ zurück.

Baupreise entwickelten sich flacher als Baukosten

Allerdings war die Baubranche im Jahr 2017 auch mit einem ungewöhnlich raschen Kostenanstieg konfrontiert. Gegenüber 2016 erhöhte sich der Baukostenindex im Hochbau um 3,5 Prozent. Verantwortlich dafür waren im Wesentlichen substanzielle Preiserhöhungen beim Baumaterial, insbesondere bei Stahl und Produkten auf Erdölbasis. Obgleich die Baukosten also deutlich anzogen, sind die Baupreise mit plus 2,9 Prozent nur unwesentlich über dem mittelfristigen Durchschnittswert gestiegen. Begründet wird dies mit einem signifikanten Produktivitätszuwachs in der Bauwirtschaft.

(c) Kreutzer, Fischer & Partner, BRANCHENRADAR.com

Trotz Ausweitung der Bauleistung ist die Anzahl der Beschäftigten um 2,4 Prozent gesunken. Zum einen war der Rückgang bei den Beschäftigten auf den zunehmenden Facharbeitermangel zurückzuführen. Zum anderen gab es ein anhaltend schwaches Sanierungsgeschäft, in dem der Personaleinsatz bekanntlich deutlich höher ist als im Neubau.

Schwaches Sanierungsgeschäft

Die Schwäche des Sanierungsmarktes resultierte im Wesentlichen zum einen aus den niedrigen Energiepreisen, da dadurch der Handlungsdruck reduziert wurde, eine energetische Gebäudesanierung in Angriff zu nehmen. Zum anderen hemmte aber auch der Facharbeitermangel eine Ausweitung der Nachfrage.

Eine wesentliche Stütze der Baukonjunktur war im Jahr 2017 hingegen der Wohnungsneubau. Im vergangenen Jahr wurde mit dem Bau von insgesamt 54.300 Wohneinheiten begonnen, das entspricht einem Plus von 8,8 Prozent.

Der klare Aufwärtstrend wird sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen, zumal die Anzahl der Baubewilligungen im Jahr 2017 einen Höchststand erreichte. Alles in allem wurden Baugenehmigungen für mehr als 61.000 Wohneinheiten erteilt, um 13 Prozent mehr als im Jahr davor. Davon entfielen rund 44.000 (+22 Prozent) auf den Geschoßwohnbau. Alleine in Wien wurden 20.000 neue Wohneinheiten (+27 Prozent) genehmigt.

(red.)

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