Experte: "Gießkannenprinzip bei Förderung von Gebäudesanierung abschaffen"

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Andreas Kreutzer tritt für eine Förderung via Haftungsübernahme ein, wie das im sogenannten "Juncker-Plan, vorgesehen ist. In Österreich besteht ein Trend in diese Richtung.

Der Wohnungsneubau boomt, doch die Sanierung von Gebäuden stagniert. Der Markt leide unter niedrigen Energiepreisen und Facharbeitermangel. Auch Förderungen wie der "Sanierungsscheck" könnten daran nur wenig ändern, meint Andreas Kreutzer vom Beratungsunternehmen Kreutzer Fischer & Partner. "Wir sind da skeptisch." Denn laut hauseigenen Umfragen hätten 90 Prozent auch ohne Förderung saniert. Mit dem Sanierungsscheck der Regierung werden den Angaben zufolge maximal 15 Prozent der Investitionen gefördert. Ursprünglich waren dafür in Summe 100 Mio. Euro pro Jahr budgetiert, mittlerweile ist die Förderung auf nur noch rund 40 Mio. Euro gekürzt worden.

"Bei allem, was unter 30 Prozent Förderquote ist, hast du Mitnahmeeffekte", betonte Kreutzer. Als Gegenbeispiel führe er die Photovoltaik-Förderung in Niederösterreich ins Treffen, die Anfang der 2000er-Jahre mit einer Quote von 60 Prozent sehr wohl funktioniert habe. "Tatsächliche Nachfrage entsteht, wenn man etwa ein Drittel fördert", bekräftigte der Bereichsleiter für Bauen und Wohnen bei der Branchenradar.com Marktanalyse GmbH, Dominik Otto. Wenn sich jemand ein neues Dach um 50.000 Euro mache und dafür 5000 Euro an Förderung bekomme, nehme er das Geld mit, aber es sei kein Auslöser für die Investition.

Besser greift laut Kreutzer etwa eine Förderung via Haftungsübernahme, wie das im milliardenschweren Investitionsprogramm der EU, dem sogenannten "Juncker-Plan", vorgesehen ist. Dabei werde mit einer geringen Förderquote von ein bis fünf Prozent gearbeitet; die Europäische Investitionsbank übernimmt aber die Haftung für die gesamten Kreditaufnahmen. "Das ist gut für die Unternehmen, die zum Beispiel in neue Maschinen investieren wollen und dafür nicht mehr persönlich haften müssen", erteilt der Unternehmensberater dem Gießkannenprinzip bei Förderungen eine Absage. "In Österreich kapieren inzwischen viele Förderinstitutionen, auf das Thema Haftung umzusteigen."

Niedriger Energiepreis bremst Sanierung

In den Jahren 2009/2010 seien in Österreich alleine im Wohnbau noch gut 90.000 geförderte Einzelmaßnahmen und mehr als 30.000 geförderte umfassende Sanierungsmaßnahmen durchgeführt worden. Mittlerweile habe sich die Anzahl in beiden Segmenten in etwa halbiert.

2017 stiegen die Erlöse in der Wohnungssanierung um nur ein Prozent auf 7,8 Mrd. Euro, wobei der Löwenanteil auf energetische Sanierungen entfallen sei. Bei Letzteren gab es einen Zuwachs von drei Prozent gegenüber 2016 auf 3,8 Milliarden Euro. Für ein Anspringen des Sanierungsmarktes bräuchte es aber einen spürbaren Energiepreisanstieg von fünf bis acht Prozent, heißt es bei Kreutzer Fischer & Partner. Unterhalb dieser Werte sei der Anreiz zu gering, in eine energetische Sanierung zu investieren. "Eine Sanierung rechnet sich nur, wenn die Energie teuer ist", so Otto.

(APA)

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