Ein oberösterreichisches Unternehmen kündigte Mitarbeiter, die sich geschlossen krank meldeten. Auch andere Konzerne hatten schon ihre liebe Not mit dem Thema Krankenstand.
13.02.2018 um 10:12
Wegen der Angelegenheit gingen am Montag die Wogen hoch: 12 Mitarbeiter eines oberösterreichischen Unternehmens gingen in den Krankenstand, das Unternehmen spricht von einem "Boykott" der Arbeitnehmer und kündigte zehn von ihnen. Ein Skandal? Jedenfalls nicht der erste in Österreich im Zusammenhang mit Krankenständen.
Bruckberger
Den größten Aufreger schafften die staatlichen ÖBB im Jahre 2009: Damals war bekannt geworden, dass das Unternehmen Diagnosedaten seiner (kranken) Mitarbeiter systematisch in der EDV erfasst und auch elektronisch ausgewertet hatte. Hunderte Mitarbeiter sahen sich in Karriere und Vorrückungen gezielt behindert, weil bei Entscheidungen über Beförderungen auch die Anzahl der Krankenstandstage berücksichtigt wurden. Die Sache landete beim Arbeits- und Sozialgericht.
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Auch die AUA schaffte es wegen Krankenständen in die Schlagzeilen - allerdings unter umgekehrten Vorzeichen: In der Weihnachtswoche 2013 gab es bei den Piloten "doppelt so viele Krankenstände wie sonst", verlautete damals aus dem Unternehmen. 1441 Passagiere mussten wegen ausgefallener Flüge umgebucht werden. Im Raum stand eine abgesprochene Aktion der Piloten gegen die Sparpläne des AUA-Vorstands. Das Schauspiel wiederholte sich Mitte 2014 - da mussten an einem Wochenende acht Flüge gestrichen werden.
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Kein Einzelschicksal der AUA: Erst im vergangenen September musste die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin wegen einer ungewöhnlich hohen Zahl an Krankmeldungen ihrer Piloten rund hundert Flüge annullieren. Laut "Bild"-Zeitung handelte es sich um eine koordinierte Aktion der Piloten, weil die Geschäftsleitung damals Verhandlungen zum Übergang des Personals auf den potenziellen neuen Eigentümer abgebrochen hatte.
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Ein generell raues Klima scheint es im Handel zu geben. Bei der Österreich-Tochter der britischen Kette Sports Direct wurde 2015 ein Vorfall publik, der für heftige Diskussionen sorgte: Ein 42jähriger Filialleiter befand sich wegen Burnouts im Langzeit-Krankenstand. Als er nach einjähriger Pause wieder an seinen Arbeitsplatz zurück wollte, erhielt er die "Fristlose": Ein Privatdetektiv hatte im Auftrag des Unternehmens ein GPS-Ortungsgerät ans Auto des Mitarbeiters montiert und damit mannigfaltige Aktivitäten des Erkrankten belegt. Sports Direct bestritt diese Methoden erst gar nicht.
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Detektive im Einzelhandel - das ist kein Einzelfall: 2013 schickte der Wäschekonzern Palmers zwei langgedienten Verkäuferinnen im Krankenstand Detektive nach. Die beiden Mitarbeiterinnen wurden fristlos entlassen, weil sie während des Krankenstands das Haus verlassen hatten. Es war ihnen freilich keine Bettruhe verordnet worden - die Arbeiterkammer klagte. Palmers meinte damals, dass die Beauftragung eines Privatdetektivs rechtlich zulässig sei und außerdem "nur in absoluten Ausnahmefällen" passiere.
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Auch die stadteigenen Wiener Linien hatten ihren Krankenstandsskandal. Der ereignete sich 2009, als FPÖ und Grüne dem Unternehmen vorwarfen, "Spitzel" zur Überwachung krankgemeldeter Mitarbeiter einzusetzen. Die Wiener Linien meinten damals in einem Statement lapidar, dass so eine Vorgangsweise in vielen österreichischen Unternehmen üblich seien. Das Kontrollamt wurde eingeschaltet. Und stellte fest, dass die Maßnahmen "durchaus geeignet erschienen, präventiv die Zahl von Krankenstandsmissbräuchen gering zu halten".
Die Presse/Fabry
Wo es Ärger mit Krankenständen gab
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