Der Hedgefonds Bridgewater rechnet mit Kursverlusten bei europäischen Topaktien wie Siemens, Total, BASF, Ahold oder BNP Paribas. Milliarden wurden bereits in Leerverkaufspositionen gepumpt.
Der weltgrößte Hedgefonds Bridgewater wettet Milliarden auf Kursverluste bei europäischen Großkonzernen. Seit Ende Jänner hat der Investor Leerverkaufspositionen bei zahlreichen Dax-Konzernen aufgebaut, darunter Deutsche Bank, Allianz, BASF und Siemens, wie aus Veröffentlichungen im Bundesanzeiger hervorgeht. Die Wetten auf Kursverluste bei insgesamt 13 Dax-Konzernen beliefen sich zuletzt auf fast sechs Milliarden Euro. Auch in Frankreich, Italien, den Niederlanden und Spanien hat Bridgewater Milliarden im Feuer.
Bei Leerverkäufen leihen Investoren sich Aktien, um diese zu verkaufen. Dabei hoffen sie, die Papiere bis zum Ende der Ausleihfrist billiger zurückkaufen und die Differenz als Gewinn einstreichen zu können.
Die Konjunktur sei in der Spätphase des Aufschwungs, schrieb Bridgewater-Gründer Ray Dalio am Montag auf seiner Linked-In-Seite. "Wir wissen nicht genau, wie weit die Aktienmärkte und dann die Wirtschaft vom Gipfel entfernt sind, aber es ist klar, dass die Anleihenmärkte den Gipfel überschritten haben", schrieb Dalio. "Ich sorge mich darum, wie der nächste Abschwung aussehen wird, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass er bald kommen wird."
In Frankreich setzt Bridgewater unter anderem auf Kursverluste beim Ölkonzern Total, beim Lebensmittelkonzern Danone sowie den Großbanken BNP Paribas und Societe Generale. Insgesamt hält der Hedgefonds dort Leerverkaufspositionen im Wert von fast vier Milliarden Euro.
Wetten gegen Banken
Vor den Wahlen in Italien am 4. März wettet Bridgewater insbesondere gegen italienische Finanzwerte. Hier hält der Hedgefonds Leerverkaufspositionen unter anderem bei Intesa Sanpaolo, Unicredit und Finecobank. In den Niederlanden setzt Bridgewater mehr als eine Milliarde Euro auf Kursverluste etwa bei der Großbank ING, bei der Supermarktkette Ahold und dem Chip-Ausrüster ASML. In Spanien sind unter anderem die Großbanken BBVA und Santander sowie der Telefonkonzern Iberdrola betroffen.
Allein beim Münchener Technologiekonzern Siemens hat Bridgewater aktuell rund 800 Millionen Euro im Feuer. Laut Bundesanzeiger hielt Bridgewater am Montag Leerverkaufs-Positionen im Volumen von 0,86 Prozent des Grundkapitals von Siemens. Bei der Deutschen Bank waren es 0,78 Prozent, bei der Allianz 0,87 Prozent, bei BASF 0,84 Prozent. In den anderen europäischen Ländern liegen die Leerverkaufspositionen von Bridgewater meist zwischen 0,5 und 0,8 Prozent.
So zocken Hedgefonds
Hedgefonds gelten als enfants terribles der Finanzbranche. Ihnen eilt der Ruf voraus, aus steigenden wie fallenden Kursen Kapital schlagen zu können. Da sie weniger stark reguliert sind als beispielsweise Pensionsfonds und häufig aggressive Wetten eingehen, sehen Kritiker in ihnen eine Gefahr für die Stabilität der weltweiten Finanzmärkte.
Es folgt eine Übersicht über die von Hedgefonds häufig eingesetzten Handelsstrategien:
SHORT-POSITIONEN - WETTEN AUF FALLENDE KURSE
Eine Möglichkeit, von fallenden Kursen zu profitieren, ist der Kauf sogenannter Put-Optionen. Damit sichern sich Anleger das Recht, ein Wertpapier zu einem vereinbarten Zeitpunkt zu einem festgelegten Preis zu verkaufen. Fällt der Kurs, können sie sich billiger mit den Titeln eindecken und streichen die Differenz zum vereinbarten Verkaufspreis als Gewinn ein.
Manche Investoren setzen auf Leerverkäufe. Dabei verkaufen sie Wertpapiere, die sie sich zuvor gegen eine Gebühr leihen. Sinkt der Preis bis zum Rückgabe-Datum, können sie sich billiger mit den Titeln eindecken und streichen die Differenz ein. Steigt der Kurs dagegen, droht den Leerverkäufern Verlust.
Eine Variante dieser Strategie sind ungedeckte Leerverkäufe. Hierbei verkaufen Anleger Papiere, die sie gar nicht besitzen. Um ihren Lieferverpflichtungen nachzukommen, müssen sie diese daher dann am Markt in jedem Fall erwerben - unabhängig von der Kursentwicklung. Im Erfolgsfall ist der Gewinn höher, weil keine Leihgebühren für die Wertpapiere anfallen.
Während der Finanz- und der Schuldenkrise hatten Leerverkäufe die Talfahrt der Börsen beschleunigt. Ungedeckte Leerverkäufe sind seitdem europaweit verboten. Außerdem gibt es Meldepflichten für Leerverkäufe. Das soll für mehr Transparenz sorgen.
LONG-POSITIONEN - WETTEN AUF STEIGENDE KURSE
Die einfachste Art, auf steigende Kurse zu setzen, ist der Kauf des entsprechenden Wertpapiers.
Manche Investoren setzen auf sogenannte Call-Optionen. Dabei sichern sie sich das Recht, ein Wertpapier an einem Stichtag zu einem festgelegten Preis zu kaufen. Steigt der Kurs, können sie nach Fälligkeit des Kontrakts das Wertpapier verkaufen und streichen die Differenz zu dem in der Option vereinbarten Kaufpreis als Gewinn ein.
(Reuters)