Aus den Büromöbelherstellern Bene, Neudoerfler, Hali und Svoboda soll ein Top-3-Anbieter in Europa entwickelt werden. Sanierer Erhard Grossnigg ist zuversichtlich, dass ihm die Wettbewerbsbehörde dafür grünes Licht gibt.
Sanierer und Miteigentümer der Büromöbelhersteller Bene und Neudoerfler, Erhard F. Grossnigg, zeigt sich zuversichtlich, dass der Kauf der heimischen Mitbewerber Hali und Svoboda von der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) genehmigt wird. Man sei seit sechs bis acht Monaten mit der BWB "sehr eng im Gespräch" und habe 150.000 Datensätze geliefert, sagte Grossnigg am Mittwoch vor Journalisten in Wien.
Bene und Neudörfler gehören der BGO Holding von Grossnigg und von Ex-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (ÖVP). Mit dem Kauf von Hali und des insolventen niederösterreichischen Herstellers Svoboda soll eine Büromöbelgruppe "europäischen Formats" entstehen, die sich in den nächsten fünf Jahren zu einem Top-3-Anbieter in Europa entwickeln soll.
Der kleine Büromöbelmarkt in Österreich sei "krank", weil viele ausländische Hersteller nach Österreich drängen, sagte der Sanierer. Bei den letzten Großprojekten in Österreich für Büromöbel - etwa bei der Erste Group, Bank Austria, Uniqa und im ORF - hätten ausländische Büromöbelhersteller den Auftrag bekommen. Die Gewinnmarge in der Büromöbelbranche bezifferte der Sanierer mit drei bis fünf Prozent.
Über die Höhe des Marktanteils der vier Büromöbelproduzenten in Österreich gibt es unterschiedliche Angaben. Grossnigg verwies auf Zahlen des internationalen Marktforschers CSIL, nachdem der Büromöbelmarkt in Österreich rund 493 Millionen Euro schwer ist. Alle vier Anbieter zusammen hätten einen Marktanteil von 24 Prozent, Bene (7,3 Prozent), Neudoerfler (6,1 Prozent), Hali (6,5 Prozent) und Svoboda (4,3 Prozent). "Im europäischen Markt sind wir Mini-Mini", so Grossnigg.
Der heimische Marktforscher Kreutzer Fischer & Partner veröffentlichte im Jahr 2016 hingegen einen Branchenbericht, demzufolge Bene, Neudoerfler, Hali und Svoboda auf einen Anteil von knapp 50 Prozent in Österreich kommen. Diese Marktanteils-Zahlen werden von der BGO Holding aus methodischen Gründen zurückgewiesen, weil unter anderem zahlreiche ausländische Anbieter, Möbelhäuser und Tischer bei dieser Erhebung fehlen würden.
Die Definition der Marktanteile ist zentral für die Prüfung der Wettbewerbshüter. Das Kartellgesetz definiert Unternehmen ab einem Marktanteil von 30 Prozent als marktbeherrschend. Die BWB hat am Dienstag einen Markttest inklusive Kunden- und Mitbewerber-Befragung eingeleitet, der vier bis sechs Wochen dauern soll. Die Wettbewerbshüter lassen noch offen, ob sie den Zusammenschluss genehmigen. Die Frist zur Stellung eines Antrages auf Prüfung des Zusammenschlusses im kartellgerichtlichen Verfahren endet am 12. März.
Grossnigg lobte die Arbeit der Wettbewerbshüter. "Es ist ein ordentlicher, korrekter Prozess." Sollte die Wettbewerbsbehörde die Käufe ablehnen, will der Sanierer die Entscheidung analysieren und "dann gibt es vielleicht einen zweiten Anlauf".
Wenn die Übernahmen von der BWB genehmigt würden, sei eine Schließung von Produktionsstandorten und eine Einstellung der Marke Hali kein Thema, so Grossnigg. Ziel sei, Synergien zu heben und die internationale Expansion - etwa in Osteuropa - voranzutreiben. Bene erzielt bereits 76 Prozent der Umsätze im Ausland, bei Neudoerfler sind es 32 Prozent, bei Hali 16 Prozent und bei Svoboda 5 Prozent.
Grossnigg hält mit seiner Austro Holding Mehrheitsbeteiligungen an Ankerbrot, Dachstein Outdoor und Lifestyle, Deutz-Fahr Austria Landmaschinen, Domoferm International und Sleepwell Kauffmann. Minderheitsbeteiligungen hält die Austro Holding an Bene (50 Prozent, gekauft 2015), Gaulhofer Industrie-Holding, KUNERT Fashion und Neudoerfler (50 Prozent, gekauft 2005).
Einen Börsengang der Bene- und Neudoerfler-Mutter BGO schließt Grossnigg aus. "Wir sind ein Familienunternehmen."
(APA)