Wie aus Pleiten ein Büromöbelriese entstehen soll

Martin Bartenstein.
Martin Bartenstein.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Sanierer Grossnigg und Ex-Minister Bartenstein kauften einst strauchelnde Unternehmen wie Neudoerfler und Bene. Nun werden der insolvente Hersteller Svoboda und Hali übernommen. Der Plan dahinter ist ambitioniert.

Wien. Sanierer und Miteigentümer der Büromöbelhersteller Bene und Neudoerfler, Erhard F. Grossnigg, zeigt sich zuversichtlich, dass der Kauf der heimischen Mitbewerber Hali und Svoboda von der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) genehmigt wird. Man sei seit sechs bis acht Monaten mit der BWB „sehr eng im Gespräch“ und habe 150.000 Datensätze geliefert, sagte Grossnigg am Mittwoch vor Journalisten in Wien.

Bene und Neudoerfler gehören der BGO Holding von Grossnigg und von Ex-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein. Mit dem Kauf von Hali und des insolventen niederösterreichischen Herstellers Svoboda soll eine Büromöbelgruppe „europäischen Formats“ entstehen, die sich in den nächsten fünf Jahren zu einem Top-3-Anbieter in Europa entwickeln soll.

Der kleine Büromöbelmarkt in Österreich sei „krank“, weil viele ausländische Hersteller nach Österreich drängen, sagte Grossnigg. Bei den letzten Großprojekten in Österreich für Büromöbel – etwa bei der Erste Group, Bank Austria, Uniqa und im ORF – haben ausländische Büromöbelhersteller den Auftrag bekommen. Die Gewinnmarge in der Büromöbelbranche bezifferte er mit drei bis fünf Prozent.

Über die Höhe des Marktanteils der vier Büromöbelproduzenten in Österreich gibt es unterschiedliche Angaben. Grossnigg verwies auf Zahlen des internationalen Marktforschers CSIL, wonach der Büromöbelmarkt in Österreich 493 Millionen Euro schwer ist. Alle vier Anbieter zusammen haben demnach einen Marktanteil von 24 Prozent, Bene (7,3 Prozent), Neudoerfler (6,1 Prozent), Hali (6,5 Prozent) und Svoboda (4,3 Prozent). „Im europäischen Markt sind wir Mini-Mini“, betont Grossnigg.

Streit über Marktanteile

Marktforscher Kreutzer Fischer & Partner veröffentlichte 2016 hingegen einen Branchenbericht, demzufolge Bene, Neudoerfler, Hali und Svoboda auf einen Anteil von 50 Prozent in Österreich kommen. Diese Angaben werden von der BGO Holding zurückgewiesen, weil unter anderem zahlreiche ausländische Anbieter, Möbelhäuser und Tischer bei dieser Erhebung fehlen würden.

Die Definition der Marktanteile ist zentral für die Prüfung der Wettbewerbshüter. Das Kartellgesetz definiert Unternehmen ab einem Marktanteil von 30 Prozent als marktbeherrschend. Die BWB hat am Dienstag einen Markttest inklusive Kunden- und Mitbewerber-Befragung eingeleitet, der vier bis sechs Wochen dauern soll. Die Wettbewerbshüter lassen noch offen, ob sie den Zusammenschluss genehmigen. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2018)

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