Statement-Looks der Berlinale

Die kanadische Filmregisseurin Larysa Kondracki wählte einen deutlichen Weg, um ihre Meinung auf dem roten Teppich der Berlinale kundzutun. Sie trug ein T-Shirt mit den Worten „The future is female“ (dt.: „Die Zukunft ist weiblich“).
Kondracki - ihre Serie "Picnic at Hanging Rock" feierte auf der Berlinale Premier - dürfte damit auf die "Time's Up"-Initiative anspielen, die von Hollywood-Schauspielerinnen, Regisseurinnen und anderen weiblichen Stars ins Leben gerufen wurde, um sexuelle Belästigung in der US-Unterhaltungsbranche und generell am Arbeitsplatz zu bekämpfen.

Ihr politisches Statement liegt auf der Hand: Die US-Schauspielerin Patricia Clarkson wählte für ihren Auftritt bei der Berlinale ein bodenlanges, blaues Kleid mit hohem Beinschlitz– trotzdem stand ihr Accessoire, eine samtige Clutch, im Vordergrund. Darauf eingenäht: "Women of the world, unite", zu Deutsch "Frauen der Welt, vereint euch!". Die 58-Jährige stellte ihren neuen Film "Der Buchladen der Florence Green" vor.

Schauspielerin Anna Brüggemann hat genug davon, sich modischen Zwängen zu unterwerfen und das Gefühl zu haben, immer perfekt aussehen zu müssen. „Die Gleichberechtigung ist auf dem roten Teppich noch nicht angekommen“, heißt es auf der Seite ihrer Initiative „Nobody’s Doll“, mit der sie erreichen möchte, dass Mode-Stereotype aufgebrochen werden.
„Frauen zwängen sich in enge Röcke, zeigen Dekolleté, balancieren auf sehr hohen, sehr dünnen Absätzen, und die Männer versuchen, möglichst markant und nonchalant ihre Bodys zu präsentieren“. Ihr Statement: gemütliche Sneakers, statt "Frauenbild der fünfziger Jahre".

Auch zur "ARD Blue Hour" im Rahmen der Berlinale blieb sie ihrer Botschaft treu: Die 36-Jährige erschien mit Statement-Shirt („Irgendwas ist immer“) und Rock auf dem roten Teppich. Nicht fehlen durfte der Button „Nobody’s Doll“, der an ihre Botschaft erinnern soll. Ihre Kampagne unterstützen bereits zahlreiche Schauspielerinnen und weibliche Filmschaffende, dazu zahlreiche männliche Kollegen.

Kirsten Niehuus, Chefin des Medienboards Berlin-Brandenburg, trug als Erst-Unterzeichnerin der Initiative „Nobody’s Doll“ ebenfalls den roten Anstecker, den sie an ihrer goldenen Halskette befestigt hatte.

Auch die Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer entschied sich, beim Medienboard-Empfang im Hotel Ritz Carlton, lieber in flachen Schuhen, lockeren Hosen und luftiger Bluse zu erscheinen, statt sich wie andere Stars in auffälligen Roben und High Heels zu zeigen.

In Hollywood trugen die geladenen Damen bei der Verleihung der Golden Globes zuletzt kollektiv Schwarz als Protestzeichen. Auch in Berlin gab es auffallend viel Schwarz.
Die britische Schauspielerin Rosamund Pike wählte für ihren Auftritt bei der Berlinale ein schwarzes Kleid von Givenchy.

Hier ein exquisites Duett: Die androgyne Tilda Swinton in einem extravaganten Chanel-Ensemble mit Frack mit Greta Gerwig in Valentino. Swinton ist für ihre Red-Carpet-Looks abseits der gängigen Norm bekannt. Auch bei der Berlinale blieb sich die britische Schauspielerin treu.
Nicht alle Stars der Berlinale entschieden sich für Statement-Shirts oder flache Schuhe. Ein paar Looks im Überblick.

Elle Fanning kam zur Premiere von "Isle of Dogs", dem Eröffnungsabend der 68. Berlinale, in Valentino Couture. Das Kleid zitiert passend zu den laufenden Olympischen Spielen die koreanische Tracht Hanbok.

Es komme aber mehr darauf an, wie man sich verhalte - nicht darauf, welchen Stoff man trage oder über welchen Stoff man gehe, sagte Komikerin Anke Engelke, die für sich selbst "MeToo"-Schwarz ausgeschlossen hatte und in Petrolblau durch die Eröffnungsgala führte.
Diesmal machte sie Witze über Helene Fischer, gedopte russische Sportler und Justizminister Heiko Maas ...

... der in der ungewohnten Rolle als Begleiter seiner Freundin Natalia Wörner unterwegs war. Mit viel Fantasie wurde das Kleid an manchen Stellen durchsichtig.

Helen Mirren in einer glänzenden Elizabeth-Taylor-Gedächtnis-Robe. Auch sie begrüßte die Debatte über die Geschlechterverhältnisse in der Filmwelt: "Es ist ein Erdbeben, was überall passiert."

Die deutsche Film- und Fernsehbranche kündigte an, eine Beschwerdestelle gegen Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe zu gründen.
Heike Makatsch, die erst kürzlich angab, dass ihr die Debatte zu aufgeheizt sei, kam im roten Tarnanzug.

Die Berlinale zeigt bis zum 25. Februar 385 Filme aus 78 Ländern. 19 davon gehen in das Rennen um die begehrten Bären-Preise.
Im Bild: Patricia Clarkson im lockeren Gala-Outfit.

Jessica Schwarz trug Tory Burch mit dazu passendem Muff - man weiß nie, wann der nächste Schneesturm kommt.

Christiane Paul im leichten Blumenkleid mit dicker Strumpfhose.

Toni Garrn kam in einem weißen Hauch von Nichts (Boss).

Emilia Schüle in moderner Romantik von Christian Dior.

Cecile de France setzte auf Schwarz-Weiß-Kontraste.

Tom Tykwer, Jury-Präsident der Berlinale, mit seiner Frau Marie Steinmann in einem Mantelkleid.

Und hier die gleiche Konstellation noch einmal.