Lisa Eckhart: "Kunst muss den Betrachter zutiefst verachten"

Lisa Eckhart
Lisa EckhartAkos Burg
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Mit bösen Reimen und pointierter Provokation hat Lisa Eckhart die deutschsprachige Kabarettistenszene aufgewirbelt. Ihren Kabarett-Kollegen wirft sie „widerwertige Verbrüderung mit dem Publikum“ vor.

Lisa Eckhart hebt sich in vielerlei Hinsicht von ihren österreichischen Kabarettisten-Kollegen ab. Genauso wichtig wie provokante Pointen sind der Steirerin die Form und ihr Äußeres. Deshalb steht sie immer perfekt gestylt in Versace, Pelzen und anderen edlen Gewändern auf der Bühne.
Ihren Kollegen wirft sie vor, sich - auch durch ihr Äußeres - an das Publikum anzubiedern, sich mit ihm zu verbrüdern. Ein absolutes No Go für die 25-jährige, sofern man sich als Künstler versteht.

"Der Künstler soll per se etwas Unmenschliches sein. Kunst muss den Betrachter zutiefst verachten", sagt sie im Gespräch mit der "Presse am Sonntag". Wenn der Zuschauer für den Kabarettisten Sympathie entwickelt, ist etwas faul, denn: "Das kann nicht passieren, wenn der Kabarettist, in die Wunden des Publikums vor Ort greift." Wer das nicht macht, erfülle seine Aufgabe nicht.

Sie werden seit 2016 mit Förderpreisen überschüttet. Wären Ihnen „normale“ Preise lieber?

Lisa Eckhart: Der österreichische Förderpreis 2016 hat mich noch sehr gefreut. Aber die drei deutschen, die ich jetzt erhalte, sind mir schon zuviel. Jetzt könnten sie mit den Förderpreisen schon aufhören, denn sie haben auch etwas Demütigendes, Höhnisches an sich.

Ärgert es Sie, wenn die Jury in ihrer Begründung betont, dass Sie sich vom Mittelmaß abheben.

Schon. Das ist wohl der Kern künstlerischen Schaffens, ja von Kunst überhaupt, sich vom Mittelmaß abzuheben. Indem das Wort genannt wird, werde ich automatisch in die Nähe des Mittelmaß gerückt.

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