Wenn das Elend die Liebe erstickt

Erstmals aus dem Esperanto ins Deutsche übersetzt: Hans Weinhengsts Roman „Turmstraße 4“. Eine Geschichte zwischen den Kriegen, über Mangel, Misere und Arbeitslosigkeit.

Armut ist eine Verletzung der Menschenrechte, heißt es heute. Wer aber hat sich früher, etwa in der Zwischenkriegszeit, um die von Armut betroffenen Menschen gekümmert? Ein höchst interessantes, zugleicherschütterndes Zeitdokument liegt nun erstmals auf Deutsch vor: die 1934 in Esperanto publizierte Erzählung „Turmstraße 4“ von Hans Weinhengst.

In klarer, unverblümter, zugleich lakonischer Sprache schildert Weinhengst die elendigen Bedingungen, unter denen Arbeiterfamilien in einem heruntergekommenen Zinshaus in Wien leben. Die Menschen sind auf engstem Raum zusammengepfercht, das gemeinschaftliche Klosett ist freilich auf dem Gang. Die meisten sind bereits arbeitslos oder werden anhaltend von der grassierenden Arbeitslosigkeit bedroht – und letztlich von ihr eingeholt. Das Budget wird immer karger, das wenige Arbeitslosengeld wird bald eingestellt, und die Hoffnung auf eine neue, meist schlecht bezahlte Arbeitsstelle sinkt mit der Dauer der Beschäftigungslosigkeit. Gewaltakte und Alkoholsuchtsind omnipräsent.

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