Ivana Bilisko unterhält jeden Samstag die Gäste des Hotel Imperial mit der Harfe – und sich selbst. Eine Leidenschaft, die sie erst spät für sich entdeckte.
Es war ein Ziel auf Umwegen und Liebe auf den zweiten Blick. Denn ihre musikalische Ausbildung begann Ivana Bilisko zwar schon mit sechs Jahren – allerdings an der Geige, auf die sie sich zunächst spezialisierte. Erst als Jugendliche, mit 16, wechselte sie zur Harfe. Und obwohl, wie sie betont, Geige und Harfe nicht viel miteinander zu tun haben, fiel ihr der Umstieg nicht allzu schwer – Talent und Fleiß sei Dank.
Es folgte ein Abschluss am Konservatorium in Zagreb, ihrer Geburtsstadt, ehe sie nach Graz zog und an der Kunstuniversität Graz ihren Bachelor machte. Derzeit ist sie im Begriff, ihr Masterstudium (Musikwissenschaften) an der Universität Wien zu beenden – und eine professionelle Karriere als Harfenspielerin zu starten. In Wien zu sehen und zu hören ist die 38-Jährige derzeit jeden Samstagnachmittag in der Lobby Lounge des Hotel Imperial, in der sie von 14.30 Uhr bis 17 Uhr die Gäste des „Imperial High Tea“, einem neuen Angebot des Hotels, musikalisch unterhält.
„Das Imperial ist bekannt für regelmäßige Konzerte mit Künstlern aus verschiedenen Musikrichtungen wie beispielsweise Jazz und Klassik und kann auf ein interessiertes, kundiges Publikum zählen“, sagt Bilisko. „Daher genieße ich es, dort in kleinem Rahmen zu spielen und das Feedback der Gäste direkt mitzubekommen. Es ist eine angenehme, beinahe familiäre Atmosphäre, nach meinem Auftritt werde ich oft angesprochen, und es entwickeln sich spannende Unterhaltungen. Das ist eine ganz neue Erfahrung.“
Orchester und Tourneen
Denn eigentlich ist sie es gewöhnt, mit großen Orchestern vor Tausenden Menschen aufzutreten. Bereits während ihrer Ausbildung in Kroatien nahm sie an zahlreichen Wettbewerben teil (die sie meist gewann) und war auch in ihrer Zeit in Graz Mitglied verschiedener Kammermusik-Ensembles mit Dutzenden Konzerten in Kroatien und Slowenien. „In Kroatien habe ich in so gut wie allen professionellen Orchestern gespielt“, erzählt sie. „Am längsten im Orchester der National Oper in Zagreb, mit der wir immer wieder auf Tour gegangen sind.“ Harfe zu spielen habe für sie schon immer einen, wie sie sagt, „schwer erklärbaren therapeutischen Charakter“ gehabt. „Wahrscheinlich wegen der sanften Klangfarbe und der Komplexität des Instrumentes, die etwas Tröstendes vermitteln.“ Was wohl auch der Grund gewesen sei, von der Geige zur Harfe zu wechseln – einem der ältesten Musikinstrumente überhaupt, das bereits vor mehr als 3000 Jahren in Mesopotamien und im alten Ägypten vorkam. 2016 wurde es in Deutschland zum „Instrument des Jahres“ gewählt, das sich laut Musikrat durch sein Erscheinungsbild, sein vielfältiges Klangspektrum und seine Genre übergreifende Einsetzbarkeit auszeichnet.
„Jedenfalls will ich damit nicht nur nicht aufhören, ich könnte es nicht einmal“, sagt Bilisko. „Es ist zu einem Teil meiner Persönlichkeit geworden.“ Und zwar so stark, dass sie mittlerweile manchmal sogar mitten in einem Stück zu improvisieren beginne, wenn sie den Wunsch habe, einer Melodie ihre eigene Note aufzudrücken. „Das ist für mich der beste Stressabbau. Und wenn ich von meinem Publikum höre, dass meine Musik auch sie entspannt, ist das umso schöner. Das gehört zu den dankbarsten Facetten des Musizierens.“
Und diese Facette will sie auch künftig ausleben – egal, ob bei Auftritten im Zuge großer Konzerte, beim Spiel vor kleinem Publikum wie in einem Hotel, oder auch beim Unterrichten auf der Universität. „In letzter Zeit habe ich zudem einiges an Erfahrung gesammelt, was das Organisieren von Konzerten und Festivals angeht“, sagt sie. „Das macht so viel Spaß, dass ich mir vorstellen kann, als Ausgleich zum Musizieren auch im Musikmanagement oder in einem Opernbetrieb tätig zu sein.“ Zunächst stehen aber der Abschluss der Ausbildung und weitere Erfahrungen auf den großen Bühnen der Welt an. „Mit Eindrücken, die mich als Musikerin ebenso prägen wie die Zuhörer und dazu beitragen, dass das Harfenspiel einem noch breiteren Publikum zugänglich gemacht wird.“
ZUR PERSON
Harfenspielerin Ivana Bilisko spielt derzeit jeden Samstagnachmittag von 14.30 Uhr bis 17 Uhr im Hotel Imperial – als musikalisches Rahmenprogramm des „Imperial High Tea“. Die 38-Jährige studierte in Zagreb und Graz und befindet sich im letzten Semester ihres Masterstudiums (Musikwissenschaften) in Wien. Bereits während ihrer Ausbildung in Kroatien nahm sie an vielen Wettbewerben teil und war auch in ihrer Zeit in Graz Mitglied verschiedener Kammermusikensembles.
Reservierungen: www.imperialvienna.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2018)