FBI räumte Pannen im Fall des Florida-Todesschützen ein

Nikolas Cruz stand erstmals vor Gericht.
Nikolas Cruz stand erstmals vor Gericht.APA/AFP/POOL/SUSAN STOCKER-SUN S
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Das FBI gibt zu einem Anruf nicht nachgegangen zu sein, der vor dem späteren Täter gewarnt haben soll. Gouverneur Scott fordert den Rücktritt von FBI-Chef Wray.

Das Massaker in einer Schule in Parkland im US-Bundesstaat Florida mit 17 Toten hätte womöglich verhindert werden können. Das FBI gestand am Freitag ein, einem Anruf am 5. Jänner nicht nachgegangen zu sein. Ein Anrufer habe Hinweise auf den späteren Täter Nikolas Cruz gegeben, habe auf dessen Vernarrtheit in Waffen hingewiesen und dass dieser womöglich einen Angriff auf eine Schule plane.

Das FBI erklärte in einem Statement, der Anruf sei nie weitergegeben worden und habe die Polizisten an Ort und Stelle nie erreicht. Man habe nicht weiter ermittelt. Damit sei ein Standardprotokoll verletzt worden. FBI-Chef Christopher Wray erklärte, man bedaure zutiefst den zusätzlichen Schmerz, den die Angehörigen der Opfer nun erlitten.

Floridas Gouverneur Rock Scott forderte den Rücktritt von FBI-Chef Wray. In einem am Freitag veröffentlichten Statement erklärte der Republikaner, keine Entschuldigung mache die 17 Toten wieder lebendig oder lindere den Schmerz der Hinterbliebenen.

"Diese Familien werden sich den Rest ihres Lebens fragen, wie das nur passieren konnte." Zuvor hatte das FBI eingestanden, einem Anruf am 5. Jänner nicht nachgegangen zu sein. Ein Anrufer habe Hinweise auf den späteren Täter Nikolas Cruz gegeben: Er habe gesagt, Cruz plane womöglich einen Überfall auf eine Schule, sei vernarrt in Waffen und wolle möglichst viele Menschen töten. Das FBI erklärte, der Anruf sei nie an die Polizisten vor Ort weitergegeben worden. Man habe nicht weiter ermittelt. FBI-Chef Wray erklärte, man bedaure dies zutiefst. "Das Versagen des FBI ist inakzeptabel", erklärte Scott. "Der FBI-Direktor muss zurücktreten."

Erstmals vor Gericht

Der 19 Jahre alte Nikolas Cruz hat den Mord an 17 Menschen in der Marjory Stoneman Douglas High School in Florida gestanden. Das geht aus Gerichtsunterlagen hervor, die am Donnerstag (Ortszeit) bekannt wurden. Der Mann war zuvor erstmals vor Gericht erschienen, vorgeführt in organgefarbener Häftlingskleidung sowie an Händen und Füßen gefesselt. Er hatte sich dort nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Der 19-Jährige hatte am Valentinstag kurz vor Schulschluss das Gebäude der Marjory Stoneman Douglas High School betreten und einen Feueralarm ausgelöst. Mit einer halbautomatischen Waffe im Stil einer AR-15 erschoss er 17 Menschen, die wegen des Alarms aus den Klassenzimmer geflohen waren. Der Mann wurde wenig später widerstandslos in Coral Springs unweit der Schule festgenommen, als er eine Straße entlang ging.

Das Massaker von Parkland etwa eine Autostunde nördlich von Miami ist eines der folgenschwersten an einer Schule in den USA. Auch nach dieser Tat setzte in den USA eine Diskussion über das Waffenrecht ein - dass daraus direkte Folgen abgeleitet werden, gilt als unwahrscheinlich. Befürworter schärferer Regeln stehen Gegnern aller Änderungen gegenüber, die politisch die Oberhand haben.

Der Schütze war ein ehemaliger Schüler der High School. Er war aus Disziplinargründen von der Schule geflogen. Medien berichteten unter Berufung auf das FBI, Cruz habe seine Waffe legal erworben und besessen.

Nach Darstellung von Mitschülern, sowie Verwandten und Nachbarn, die sich in US-Medien äußerten, hatte er seit längerer Zeit psychische Probleme und galt als auffällig. Nach dem Tod der Eltern lebte er seit einigen Monaten bei der Familie eines Mitschülers.

Trump spricht von "psychischer Störung"

US-Präsident Donald Trump legte auf Twitter eine psychische Störung Cruz' als Grund für die Tat nahe. Er rief dazu auf, solche "Fälle" stets den Behörden zu melden. Er plane, den Tatort zu besuchen. Trump sagte, man wolle sich des Themas psychischer Erkrankungen annehmen.

Cruz war nach Medienberichten in psychischer Behandlung gewesen, hatte diese aber zuletzt angeblich nicht fortgesetzt. Trump hatte vor einem Jahr eigenhändig ein Gesetz unterzeichnet, das psychisch Kranken den Erwerb von Waffen wieder erlaubte. Er nahm damit im Rahmen seiner Deregulierungs-Welle eine Verordnung seines Vorgängers Barack Obama zurück.

Cruz soll sich an der Rassistenvereinigung und Miliz "Republic of Florida" (ROF) beteiligt haben. Das sagte ein Sprecher der Gruppierung zur Bürgerrechtsorganisation ADL (Anti-Defamation League). Cruz habe an Trainings teilgenommen. Die ROF-Milizen bezeichnen sich als gewalttätige, weiße Bürgerrechtsbewegung. Sie kämpfen für einen rein weißen Staat ohne andere Ethnien, der kein Teil der USA ist. Ob es einen Zusammenhang mit Cruz' Tat gibt, war zunächst unklar.

(APA/AFP/dpa)

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