Nachgefragt bei Anna Veith: "Dass ich das erleben darf!"

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"Silber glänzt wie Gold", sagt Anna Veith und blickt zurück. Auf Verletzungen, Enttäuschungen und Streits. Sie sagt: "Wenn man den Gesamtweltcup gewinnt, sind tausende Schulterklopfer da und jeder will was mitreden. Wenn man sich so schwer verletzt, ist aber keiner mehr da."

Wie fühlt sich Silber an, nachdem Sie Gold um eine Hundertstel verpasst haben?

Anna Veith: "Es ist unglaublich, dass ich das erleben darf und eine Medaille gewinnen kann. Das ist der Traum, von dem ich seit zwei Jahren träume und warum ich hartnäckig drangeblieben bin. Auch wenn es im ersten Moment nach Gold ausgeschaut hat, bin ich über Silber unglaublich glücklich. Es zieht mir immer noch die Gänsehaut auf."

Wie war der Moment und die Gefühle nach dem Lauf und während der rund 26 Minuten, in denen sie Olympiasiegerin waren?

Veith: "Ich habe im oberen Teil einen Fehler gemacht, war zu weit weg von einem Tor. Ich habe aber gewusst, dass es heute um Hundertstel geht. Dass ich unten noch so aufgedreht habe und es sich mit Bestzeit ausgeht, hätte ich nicht geglaubt. Deshalb waren die Emotionen im Ziel groß. Ich habe mir immer gewünscht, im Ziel zu sein und wieder mal Grün zu sehen. Das dann zu erleben, ist ganz tief reingegangen. Das ist schon genug Belohnung für das, was ich die letzten zwei Jahre auf mich genommen habe."

Und wie war es, als Sie Ester Ledecka dann doch noch um den Sieg gebracht hat?

Veith: "Ich habe zunächst gar nicht mitgekriegt, dass sie am Weg ist, weil ich mich umziehen war. Bei der letzten Zwischenzeit habe ich gesehen, ups sie ist vorne. Das ist dann ein bissl so passiert, war so ein Ups-Moment, aha, es ist als doch nichts mit dem Olympiasieg. Aber ich möchte ihr gratulieren. Um zu gewinnen, braucht es etwas Besonderes. Das Hundertstel war heute eben auf ihrer und nicht auf meiner Seite. Ich bin trotzdem glücklich, dass es mir so gut geht. Das kann ich so schätzen, dass für mich Silber wie Gold glänzt."

Und welche Gedanken gingen Ihnen insgesamt durch ihren Kopf?

Veith: "Man erinnert sich an so vieles. Wie hart die Momente waren nach meiner Verletzung. Das geht mir jetzt noch nahe (Tränen). Es war alles so extrem, zunächst die Höhen 2014/15 und dann die extremen Tiefen. Mein Leben überschlägt sich immer wieder."

Sie haben sowohl nach ihrem Comeback-Sieg im Weltcup als auch heute als erstem ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel gedankt. Dabei hatten sie seinerzeit so viel Streit und Diskussionen miteinander. Was hat sich verändert?

Veith: "Stimmt, das war damals so. Aber jetzt gehe ich zu ihm, wenn ich etwas brauche. Wenn man den Gesamt-Weltcup gewinnt, sind tausende Schulterklopfer da und jeder will was mitreden. Wenn man sich so schwer verletzt, ist aber keiner mehr da. Peter war da, er hat das Team aufgestellt, hat es finanziert und ist immer hinter mir gestanden und gesagt, ich glaube an dich und das wird wieder. Deshalb habe ich heute wieder gesagt, ich danke dir dafür. Er meinte, er hat gewusst, in was er da investiert."

Sie sind mit einem ehemaligen Snowboarder verheiratet. Wie gehen sie mit der Tatsache um, dass ihnen im Olympia-Super-G eine Snowboarderin Gold weggeschnappt hat?

Veith (lacht): "Manuel war im Ziel, und als ich ihn umarmte, habe ich gesagt, die Snowboarder beeinflussen mein Leben irgendwie ständig. Das ist echt witzig. Ich habe großen Respekt vor Esters Leistung. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das gehen könnte, jetzt Snowboarden zu gehen."

Bode Miller hat sich bei einem TV-Kommentar kürzlich sehr im Ton gegen Sie und Ihren Mann vergriffen. Ihre Meinung?

Veith: "Man muss nicht alles kommentieren. Manuel kann mich so gut unterstützen, weil er selbst Sportler war. Dafür bin ich echt dankbar. Vielleicht ist das jetzt ein bissl die Retourkutsche der Snowboarder."

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