ORF und FPÖ: Ziemlich beste Feinde

FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache, damals noch nicht Vizekanzler, am 3. 1. 2017 zu Gast im „ZiB 2“- Studio bei Armin Wolf.
FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache, damals noch nicht Vizekanzler, am 3. 1. 2017 zu Gast im „ZiB 2“- Studio bei Armin Wolf.ORF/Screenshot
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Das Verhältnis zwischen ORF und FPÖ beruht auf einem tief sitzenden Unverständnis füreinander. Manche Angriffe sind Show, um die eigene Klientel zu bedienen. Hinter den Kulissen spricht man nicht nur schlecht übereinander. Eine Mediation.

Warum der ORF ein Problem mit der FPÖ hat

Generaldirektor Alexander Wrabetz ist auch dank blauer Unterstützung im Amt. Die Journalisten aber stehen der Partei mehrheitlich fern.

von Anna-Maria Wallner

Sie sind beinahe gleich alt, doch es verbindet sie wenig. Sehr kurz hintereinander wurden der ORF (am 1. August) und die FPÖ (am 3. November) im Jahr 1955 gegründet, bis heute sind sie gewissermaßen gesellschaftspolitische Antipoden. Ihre distanzierte Haltung zueinander ist historisch gewachsen. Lange Zeit war der per Gesetz unabhängige ORF die machtpolitische Spielwiese von SPÖ und ÖVP, erst Anfang der 1970er-Jahre, während der Alleinregierung von SPÖ-Kanzler Bruno Kreisky begannen auch die Freiheitlichen, kurz darauf die Grünen, im ORF mitmischen zu wollen. Unter Jörg Haider startete die Partei 1989 erfolglos ein Anti-ORF-Volksbegehren.

Von Anfang an keine besonderen Berührungsängste mit der FPÖ hatte der aktuelle Generaldirektor Alexander Wrabetz. Zwei Mal, 2006 und 2011, wurde er bei seiner Bestellung auch mit Unterstützung der blauen und damals noch orangen Stimmen des BZÖ zum ORF-Chef bestellt und hievte in der Folge auch diesen Parteien genehme Personen wie Online-Chef Thomas Prantner in machtvolle Positionen. Beim dritten und letzten Mal im August 2016 bekam er keine Stimme mehr von FPÖ-Vertreter Norbert Steger. Ein Vorbote für das aktuell angespannte Verhältnis.

Dass die FPÖ nun öffentlich den Druck auf den ORF mit Verbalattacken und einem als Satire getarnten Facebook-Schmähpost von Vizekanzler Heinz-Christian Strache erhöht, könnte Wrabetz gelassen nehmen. Die Partei wird im ORF auch nach der endgültigen Umfärbung des 35-köpfigen Stiftungsrates bis Mai weniger zu sagen haben als die Kanzlerpartei ÖVP. Zusammen kommen sie dann aber auf eine Zweidrittelmehrheit. Zudem hat die neue Regierung derzeit wenig Interesse, den biegsamen, eigentlich bis 2021 bestellten Generaldirektor auszutauschen. Er soll nur mehr auf ihre Wünsche eingehen. Was Wrabetz unter Zugzwang setzt. Neun Leitungsfunktionen muss er demnächst besetzen, darunter die noch unter SPÖ-Kanzler Christian Kern angekündigten neuen Positionen der Channelmanager von ORF eins und ORF 2 sowie je ein Chefredakteur pro Sender. Namen kursieren viele, als ORF-Journalist mit Aufstiegswunsch ist man politische Punzierung gewohnt.

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