Merkel holt "Mini-Merkel" nach Berlin

Kramp-Karrenbauer (links) und Merkel
Kramp-Karrenbauer (links) und Merkelimago/snapshot
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Die Kanzlerin will Annegret Kramp-Karrenbauer zur CDU-Generalsekretärin machen. Die saarländische Ministerpräsidentin wird immer wieder auch als mögliche Nachfolgerin Merkels gehandelt.

Es ist eine faustdicke Überraschung  - und sie wird die Spekulationen über die Nachfolge von Angela Merkel anheizen: Die deutsche Bundeskanzlerin  holt Annegret Kramp-Karrenbauer und damit eine ihrer engsten Vertrauten ins Konrad-Adenauer-Haus nach Berlin. Die bisherige Ministerpräsidentin im Saarland mit dem etwas sperrigen Namen soll neue CDU-Generalsekretärin werden. Das CDU-Präsidium befürwortet die Nominierung. "Es gab einhellige Unterstützung", verlautete am Montag aus Teilnehmerkreisen. Im Präsidium habe es viel Applaus für Kramp-Karrenbauer und keine einzige kritische Stimme gegeben, hieß es. Die 55-Jährige folgt auf den glücklosen Peter Tauber.

Aus Merkels Sicht wäre Kramp-Karrenbauer auch ihre „natürliche Nachfolgerin“ als Kanzlerin, sagt ein CDU-Kenner. Die loyale Kramp-Karrenbauer würde ihr Vermächtnis wahren, ihren Regierungsstil beibehalten. Wie die Kanzlerin zählt die 55-Jährige zum Typus der unaufgeregt-pragmatischen Politikerin, die nach außen leise auftritt und deshalb unterschätzt wird. Die deutsche Presse taufte Kramp-Karrenbauer schon „Mini-Merkel“. Das irritiert jene Teile der CDU, die auf einen Neuanfang drängen, kein „Weiter so“ wollen. Geht das mit einer „Merkel-Kopie“?

"Tante Gretel" im Karneval

Es gibt dann aber doch Unterschiede. Im Karneval tritt die bodenständige, oft mit "AKK" abgekürzte Politikerin traditionell als Putzfrau „Tante Gretel“ auf. Eine kostümierte Merkel? Schwer vorstellbar. In sozialpolitischen Fragen würde AKK als SPD-Mitglied durchgehen. Sie warb früh für den Mindestlohn, zeigte sich offen für einen höheren Spitzensteuersatz. Der Gesellschaftsentwurf der gläubigen Katholikin ist indes konservativ, aus ihrer strikten Ablehnung der „Ehe für alle“ machte sie nie ein Hehl. Mit solchen Positionen ließe sich eine Brücke zum Lager der konservativen Merkel-Kritiker bauen. Wobei es bei den Kramp-Karrenbauers zu Hause sehr modern zugeht: Um die drei Kinder kümmert sich der Ehemann.

In der Flüchtlingskrise zählte AKK zu den loyalsten Mitstreitern Merkels. Nun, in den Verhandlungen mit der SPD, bemühte sie sich hörbar, Härte zu zeigen. So drängte sie auf „eine obligatorische Altersprüfung bei jungen Flüchtlingen“. Breitenwirksam via „Bild am Sonntag“ erzählte sie zudem von dem schwerem Autounfall vor drei Wochen, der sie ans Krankenbett fesselte. „Da profiliert sich jemand“, sagt ein CDU-Mann. Dezidierte Feinde hat AKK nicht. Aber auch keine Hausmacht. Noch so eine Parallele zur jungen Merkel.

Seit Saarland-Wahl im Aufwind

Die Aktie "AKK" stieg am 25. März 2017, als ihre CDU im Saarland mit einem auf Kramp-Karrenbauer zugeschnittenen Persönlichkeitswahlkampf triumphierte. Das Manöver war ganz nach Merkels Geschmack. Aber es war eben „nur“ das Saarland, das weniger Einwohner als Köln zählt und mit seinem vom nahen Frankreich geprägten Lebensgefühl, dem „saarvoir-vivre“, doch anders tickt als der Rest des Landes. Kramp-Karrenbauer fehlt bundesweites Profil. Einer Umfrage zufolge wünschen sich 45 Prozent der CDU-Wähler "AKK" als Merkels Nachfolgerin. Platz eins. Dahinter folgt Julia Klöckner (43 Prozent).

Würde es Kramp-Karrenbauer eines Tages tatsächlich an die Parteispitze schaffen, wäre auch dies eine Parallele zu Merkels Biografie: Die Kanzlerin war Generalsekretärin, bevor sie im Jahr 2000 nach dem Parteivorsitz griff.

Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" soll Kramp-Karrenbauer selbst vor einigen Monaten vorgeschlagen haben, als Generalsekretärin nach Berlin zu wechseln.

Mit "AKK" ist aber nur eine von vielen Personalfragen geklärt. Es fehlt: die CDU-Ministerliste. Merkel hatte ihren Kritikern eine "personelle Neuaufstellung" versprochen. Vor allem aus dem konservativen Flügel ist deshalb die Forderung nach einem Ministeramt für Jens Spahn zu hören, dem ebenfalls Ambitionen auf das Kanzleramt nachgesagt werden.

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