SPÖ Wien: Michael Ludwigs erste Entscheidung

Michael Ludwig präsentierte nun seine neue Parteimanagerin, Barbara Novak, die für 2020 auch Wahlkampfleiterin wird.
Michael Ludwig präsentierte nun seine neue Parteimanagerin, Barbara Novak, die für 2020 auch Wahlkampfleiterin wird. (c) APA/HANS PUNZ
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Neo-Parteichef Michael Ludwig hat seine erste Personalentscheidung getroffen. Barbara Novak ist neue Partei- und Wahlkampfmanagerin. Und ein deutliches Signal.

Wien. Mit Spannung wurde die erste Personalentscheidung des neuen Wiener SPÖ-Chefs und künftigen Bürgermeisters, Michael Ludwig, erwartet. Und die Entscheidung am Montag war ein deutliches Signal: Barbara Novak, SPÖ-Chefin von Döbling und Ludwig-Unterstützerin der ersten Stunde, übernimmt die Führung der SPÖ-Zentrale – der Vorschlag Ludwigs wurde vom SPÖ-Präsidium einstimmig angenommen.

Das Signal: Der erste Topjob wird demonstrativ mit einer Frau besetzt. Die zentrale Schaltstelle der Wiener SPÖ übernimmt eine 41-Jährige, die auch SPÖ-Frauenvorsitzende in ihrem Bezirk, Döbling, ist. Damit wird der Wunsch Michael Häupls und der SPÖ-Frauenvorsitzenden, Renate Brauner, erfüllt, dass Frauen bei der SPÖ-Neuaufstellung entsprechend berücksichtigt werden. Nachdem Novak und Brauner aber kein friktionsfreies Verhältnis haben, wie es in der SPÖ formuliert wird, dürfte die Bestellung von Novak hier ebenfalls ein Signal sein.

„Auf Wahlkampf vorbereiten“

„Für mich ist es ein bisschen wie nach Haus' kommen“, erklärte Novak, die bereits in den 1990er-Jahren für die rote Jugendorganisation (JG) als Parteimanagerin in der Löwelstraße arbeitete: „Hier habe ich auch wahlkämpfen gelernt.“

Das wird Novak im Jahr 2020 beweisen müssen. Denn als rechte Hand des neuen SPÖ-Chefs muss sie nicht nur die Partei am Laufen halten, die zerstrittenen Flügel verbinden und die Partei reformieren. Sie übernimmt auch die Leitung des nächsten Wien-Wahlkampfs – wenn sich Ludwig in zwei Jahren erstmals dem Votum der Wähler stellen muss. Das definierte Novak auch als ihre Kernaufgabe.

Angesprochen auf Ludwig-kritische Bezirke erklärte Novak: Sie verfüge über gute Kontakte in jene Bezirke, die sich am Parteitag für Andreas Schieder ausgesprochen haben – sie werde bald mit allen Bezirken sprechen. Novak dürfte entgegenkommen, dass sie als Mitglied der Naturfreunde einen guten Draht zu deren Vorsitzendem hat. Dieser heißt Andreas Schieder.

Gleichzeitig betonte die Neo-Parteimanagerin: „Es ist wichtig, alle Bezirke und Vorfeldorganisationen ins Boot zu holen.“ Auf Nachfrage erklärte sie: Das sei in der Vergangenheit nicht so passiert. Ihren Umgang mit der FPÖ definierte Novak wie Ludwig: Keine Koalition mit den Freiheitlichen, hart in der Sache, „aber ich gehe mit Menschen grundsätzlich wertschätzend um“, so Novak. Im Klartext: Grundsätzlich wird selbst einem FPÖ-Politiker kein Gespräch verweigert, inhaltlich wird dabei aber keinen Millimeter nachgegeben.

Fahrplan bis Häupl-Rückzug

Gegenüber der „Presse“ wird Novak in SPÖ-Kreisen als umgänglich, aber durchsetzungsstark beschrieben – sie habe in der zerstrittenen SPÖ Döbling aufgeräumt und diese wieder geeint. Und sie gilt als Frau, die das Potenzial hat, beide Seiten wieder zu vereinen – besitzt sie doch gute Kontakte auch in die Schieder-Bezirke. Fast demonstrativ betonte sie, dass sie „sehr gut“ mit den Grünen könne – man habe in Döbling viel gemeinsam gegen die ÖVP erreicht.

Demonstrativ hob Ludwig auch Novaks Vergangenheit in der Gewerkschaft hervor und skizzierte den weiteren Fahrplan bis zur Übernahme des Bürgermeisteramts: Am 15. und 16. März werde es eine SPÖ-Zukunftsklausur geben, bei der 61 rote Spitzenfunktionäre die inhaltliche und personelle Neuausrichtung der Partei erarbeiten – auf Basis von zahlreichen davor geführten Gesprächen mit Funktionären und Vertretern roter Organisationen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2018)

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