Lücke von 1918 bis 1951: Die Selbstdarstellung der Bruna Sudetia

Das Bruna Sudetia Haus in der Wiener Josefstadt
Das Bruna Sudetia Haus in der Wiener JosefstadtAPA/GEORG HOCHMUTH
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Die "Bundgeschichte" auf der Homepage der Wiener Burschenschaft Bruna Sudetia ist auffällig lückenhaft.

Auch wer keinen Zugang zu abstoßenden Liederbüchern hat, kann sich mit einem Blick auf die Homepages von Burschenschaften einen Eindruck davon verschaffen, wes Geistes Kind diese Vereine sind. In diesem Fall die Bruna Sudetia, ortsansässig in der Wiener Josefstadt. Als Motto hat sie sich einen Satz von Christian Friedrich Hebbel angeeignet: „Ein Volk ohne Geschichte ist ein Volk ohne Zukunft!“

Wie die Bruna Sudetia ihre eigene Geschichte behandelt, kann man in ihrer „Bundgeschichte“ nachlesen. Dort steht: „Der Erste Weltkrieg machte Ende des Sommersemesters 1914 bis zum Wintersemester 1918 eine aktive Betätigung der Burschenschaft unmöglich. Etwa hundert Mitglieder waren zum Kriegsdienst eingezogen.“

Dann kommt – eine historische Pause. Das nächste Kapitel („Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute“) beginnt mit dem Satz: „Nach dem Krieg wurde die Tätigkeit des Bundes durch eine am 6. Juni 1951 gegründete Akademische Vereinigung Greifenstein, kurz darauf Akademische Verbindung Hohenheim, aufgenommen.“

Keine Vereinfachung, keine Verzerrung

Kein Wort findet sich über die Zeit dazwischen. Nicht einmal die übliche vereinfachende bis verzerrende Darstellung, dass die Burschenschaften im Nationalsozialismus verboten gewesen seien. Man erfährt nicht, dass die Bruna Sudetia in „Kameradschaft Otto Planetta“ umbenannt wurde, nach dem Nationalsozialisten, der den österreichischen Kanzler Engelbert Dollfuß ermordet hatte. Natürlich auch nichts über den „Brunen“ Erich Führer, ab 1932 NSDAP-Mitglied, ab 1938 SS-Hauptsturmführer, Anwalt Planettas und Verfechter des „streng antisemitischen Standpunkts“ in den deutschen Burschenschaften.

Dafür liest man ein zweites Hebbel-Zitat: „Es gibt nur eine Sünde, die gegen die ganze Menschheit mit all ihren Geschlechtern begangen werden kann, und dies ist die Verfälschung der Geschichte.“ Das kann man nur unterschreiben, wenn auch nicht in dem Sinn, den die Bruna Sudetia wohl meint.

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