Kunasek: Keine Gefahr für Soldaten nach Straches Kosovo-Sager

Verteidigungsminister Mario Kunasek
Verteidigungsminister Mario KunasekREUTERS
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Sein erster Auslandstruppenbesuch führt den FPÖ-Verteidigungsminister zu den 440 Bundesheer-Soldaten im Kosovo. Dass diese gefährdet sein könnten, "glaube ich nicht".

Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) ist am Mittwoch zu seinem ersten Auslandstruppenbesuch aufgebrochen. Erste Station ist die Nato-Mission im Kosovo. Dass die umstrittenen Aussagen von Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) die rund 440 Bundesheer-Soldaten dort gefährden könnten, sieht der Minister nicht so: "Das glaube ich nicht."

Strache hat zuletzt für Aufregung gesorgt, weil er über den seit 2008 unabhängigen Kosovo in einem Interview mit der Belgrader Zeitung "Politika" gesagt hatte, dieser sei "zweifellos ein Teil Serbiens". Der FPÖ-Chef ließ dies zunächst über seinen Sprecher dementieren, das Zitat in dem schriftlich geführten Interview lag allerdings schwarz auf weiß vor. Balkan-Experten und Vertreter der anderen Parteien äußerten sich entsetzt über die Aussage und warfen der FPÖ quasi Zündeleien in der Region vor.

Österreichs Engagement "traditionell hoch"

Dass sein erster Auslandstruppenbesuch etwas mit der Debatte zu tun hat, stellte Kunasek auf entsprechende Journalistenfragen zu Beginn der Reise in Abrede. Der Besuch sei schon länger geplant. Der Balkan sei ein "Schwergewicht" für das Bundesheer, erklärte Kunasek. Österreichs Engagement sei dort "traditionell hoch und hoch angesehen". Mit rund 440 Soldaten aus allen Bundesländern, darunter sieben Frauen, handle es sich um das größte Auslandskontingent des Bundesheers, begründete Kunasek die Wahl des Reiseziels.

Strache habe bereits dargestellt, dass seine Aussagen "missverständlich aufgegriffen" worden seien, meinte Kunasek. "Wir bekennen uns ganz klar dazu, hier die EU-Haltung und die österreichische Position zu vertreten." Bei seiner Reise handle es sich auch weniger um einen politischen Besuch, als vielmehr um ein "militärisches Kennenlernen des Einsatzes", findet der Verteidigungsminister. Dass mit Straches Aussage die Sicherheit der Soldaten vor Ort gefährdet worden sein könnte, glaubt Kunasek nicht, auch die regelmäßigen Lageinformationen hätten nichts dergleichen angegeben.

Weiterflug nach Bosnien

Die rund 4000 Soldaten der Kosovo Force (KFOR) der Nato, die von insgesamt 27 Ländern gestellt werden, sind seit 1999 zuständig für die Friedenssicherung im Land. Sie sollen bei der Wiederansiedlung von Flüchtlingen und Vertriebenen helfen, und unterstützen außerdem unter anderem beim Minderheitenschutz, dem Wiederaufbau, der Entminung und der Zerstörung von Waffen.

Am Donnerstag fliegt Kunasek weiter zum zweitgrößten Auslandseinsatz des Bundesheers nach Bosnien, wo fast 200 Soldaten an der EU-Mission EUFOR Althea teilnehmen. Kunasek war 1999 selbst als Soldat für ein halbes Jahr in Bosnien. Im Camp nahe Sarajevo dürfte der Verteidigungsminister auch auf Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) treffen, die ebenfalls für einen Arbeitsbesuch in Bosnien ist.

(APA)

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