OMV: Erntezeit mit Stolperfallen

Der strategische Umbau der OMV trägt erste Früchte.
Der strategische Umbau der OMV trägt erste Früchte.(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
  • Drucken

Die OMV verdoppelt den operativen Gewinn, erhöht die Dividende und feilt an einer neuen Strategie. Doch bei zwei wichtigen Prestigeprojekten mit Russland hapert es noch gewaltig.

Wien. Höhere Öl- und Gaspreise bescheren auch der heimischen OMV eine glänzende Bilanz: Das teilstaatliche Unternehmen konnte den operativen Gewinn vor Sondereffekten im abgelaufenen Geschäftsjahr auf knapp drei Milliarden Euro verdoppeln, der Umsatz stieg über zwanzig Milliarden. Die Dividende steigt auf 1,5 Euro je Aktie. Als die OMV 2013 ein ähnlich starkes Ergebnis erwirtschaftete, war der Ölpreis doppelt so hoch.

Der Verkauf etlicher Beteiligungen und der Sparkurs (im Vorjahr mussten 1000 Mitarbeiter gehen) machen sich also bezahlt. Auch den Plan, das Unternehmen enger an Russland zu binden, sieht Generaldirektor Rainer Seele „in der halben Zeit erfüllt“. Seit Ende des Vorjahres hält die OMV ein Viertel am sibirischen Gasfeld Juschno Russkoje. Der Einstieg senkt die Förderkosten auf 8,8 Dollar je Fass und katapultiert die Produktionsleistung des Unternehmens um 100.000 Fass Öläquivalent am Tag nach oben. Für heuer sind erstmals über 400.000 Fass pro Tag geplant.

Angst vor Wettbewerb

Im März will Rainer Seele daher bereits seine zweite Strategie für das Unternehmen vorlegen. Erwartet wird ein stärkeres Engagement im Nahen Osten und im Petrochemiebereich.

Doch auch wenn der Einstieg in Russland geschafft ist, stehen doch zwei wichtige Großprojekte mit der russischen Gazprom noch auf der Kippe. So ist der Widerstand gegen die geplante Ostseepipeline Nordstream 2, mit der mehr russisches Erdgas nach Europa gebracht werden soll, weiter hoch. Polen, die Ukraine und Dänemark torpedieren das Gazprom-Projekt, bei dem die OMV mit vier weiteren westlichen Konzernen als Financier mit an Bord ist. Nordstream 2-Geschäftsführer Matthias Warnig warnte erst kürzlich davor, dass Brüssel Regularien so verändern könnte, dass das Projekt gefährdet sei – und kündigte für den Fall an, Schadenersatz zu fordern. Die 324 Millionen Euro, die die OMV schon in das Projekt einbezahlt hat, wären aber auch in dem Fall nicht verloren, sagte das Unternehmen zur „Presse“. Die eingesetzten Mittel müssten zurückfließen, allerdings „über einen längeren Zeitraum“.

Rainer Seele ist ohnedies überzeugt, dass die Pipeline wie geplant ab 2019 gebaut wird. Zum Widerstand mancher Mitgliedsstaaten sagt er: „Wir können nicht jeden überzeugen. Aber ich habe den Eindruck, dass sich hier einige nicht vor der Pipeline fürchten, sondern vor dem Wettbewerb, der mit der Pipeline kommt.“

Keine Einigung mit Gazprom

Ebenfalls fix im OMV-Kalender für 2018 eingeplant ist der Assettausch mit Gazprom. 2016 einigten sich die beiden Unternehmen darauf, einen knapp 25-Prozent-Anteil am sibirischen Ölfeldes Urengoy gegen einen 38,5-Prozent-Anteil an der norwegischen OMV-Tochter Norge zu tauschen. Mit Jahresende soll der Deal finalisiert sein.

Noch ist aber nicht einmal der Genehmigungsprozess in den Ländern eingeleitet, da es schon einen Schritt davor hakt: Derzeit verhandeln OMV und Gazprom, wieviel Einfluss die beiden Partner auf das gemeinsame Unternehmen nehmen dürfen. „Es dauert so lange, weil man sich nicht einigt“, sagte Rainer Seele.

Sein Optimismus für 2018 ist dennoch ungebrochen. 1,9 Milliarden Euro werden investiert, die Kosten weiter gesenkt. Für den erwarteten Gewinnsprung sollen ein 60-Dollar-Ölpreis, die höhere Produktion in Libyen und die Beteiligung in Russland sorgen: Alleine Juschno Russkoje soll demnach hundert Millionen Euro zusätzlich einspielen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

OMV-Chef Rainer Seele will Dividende erhöhen
Unternehmen

OMV schreibt wieder Gewinn - Dividende wird erhöht

Der Öl- und Gaskonzern OMV hat im Vorjahr einen operativen Gewinn von 1,73 Milliarden Euro erzielt und die Nettoverschuldung auf zwei Milliarden Euro gesenkt. Den Anlegern steht eine Anhebung der Dividende ins Haus.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.