Russland: Die unvorstellbare Präsidentin

Pariert provokante Fragen – und sucht ihre Zukunft in der Politik: Ksenia Sobtschak (36) bei ihrer Pressekonferenz in Moskau.
Pariert provokante Fragen – und sucht ihre Zukunft in der Politik: Ksenia Sobtschak (36) bei ihrer Pressekonferenz in Moskau.(c) REUTERS (Sergei Karpukhin)
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Ksenia Sobtschak will neue Kreml-Chefin werden. Kein anderer Kandidat trifft auf so viel Ablehnung wie sie. Doch das Ex-Society-Girl will weitermachen – auch nach der Wahl im März.

Moskau. Es ist immer das Gleiche, in den Talkshows, bei Treffen in der Provinz und auf Pressekonferenzen: Ihr früherer Job als Moderatorin einer berüchtigten Realityshow holt Ksenia Sobtschak ein. Kurz gesagt geht es darum: Wie kann sie, die im trivialen Unterhaltungsformat „Dom-2“ (ähnlich „Big Brother“) das Schlechte im neuen Russland förderte, den Voyeurismus, den Zynismus und den Verfall der Sitten, den Anspruch auf den höchsten Posten im Staat erheben? Ist das nicht, mit Verlaub, amoralisch? „Das war vor 15 Jahren“, entgegnet sie dann, so auch zuletzt auf der zum Bersten vollen Pressekonferenz in Moskau. Sie trägt ein pinkfarbenes Kleid, ihr blondes Haar ist in leichte Wellen gelegt. Sie ist 36 Jahre jung. Und schon eine Frau mit Vergangenheit.

Seit Sobtschak im vergangenen Oktober ihre Kandidatur bekannt gab, kämpft sie mit ihrer Geschichte. Wegen ihrer Vergangenheit als Schund-Moderatorin ist sie im Land bestens bekannt. Doch ihr „Anti-Rating“, ihre Ablehnungsrate, ist ebenfalls sehr hoch. Laut einer Umfrage des Kreml-nahen Instituts Wziom sind aktuell nur ein Prozent der Wahlberechtigten bereit, für sie zu stimmen. Selbst das unabhängige Lewada-Institut kam Ende Oktober 2017 für sie auf nur neun Prozent potenzielle Unterstützer. Den Angaben des Fonds öffentlicher Meinung zufolge haben 70 Prozent der Befragten eine ablehnende Einstellung Sobtschak gegenüber. Tendenz steigend. Doch diese erklärte den Moskauer Journalisten nonchalant: „Der Rest kann sich vorstellen, für mich zu stimmen.“ Und in Anspielung auf ihren Slogan „Gegen alle“ fügte Sobtschak hinzu: „Da habe ich wirklich nichts dagegen.“


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