Es gibt weitaus größere und spendenfreudigere Branchen als die Waffenindustrie. Wie es der NRA trotzdem gelingt, Politiker auf Linie zu halten und Verbote zu verhindern.
Washington. Marco Rubio hatte einen schweren Stand. Bei einer Diskussionssendung von CNN wurde der US-Senator und Gegner eines schärferen Waffenrechts von Überlebenden des Schulmassakers von Florida bedrängt. Ob er denn nach dem Tod von 17 Menschen auf Wahlkampfspenden von der NRA, dem mächtigen Verband der Waffenlobby, verzichten werde, fragte der Schüler Cameron Kasky den Politiker. Rubio verneinte. Selbst als Kasky dem Senator anbot, bei einer Sammlung unter den Zuschauern im Saal dieselbe Summe zusammenzubringen, die Rubio von der NRA erhalte, schüttelte der Senator den Kopf.
Die Waffenlobby in den USA benutzt Wahlkampfspenden an Politiker wie Rubio, um eine Reform des Waffenrechts abzublocken – so lautet die landläufige Erklärung dafür, dass selbst nach Massenmorden an Schulen kein Verbot von Sturmgewehren zustande kommt. Die Wirklichkeit ist allerdings komplizierter. Geld ist nur einer der Gründe für den Einfluss der National Rifle Association (NRA), und nicht einmal der entscheidende. Die Waffenindustrie ist weder die größte Branche der USA, noch stellt sie den spendierfreudigsten Lobbyverband.