Das Geschäft mit dem Blackout

50 Millionen Menschen ohne Licht. Der große Blackout in Nordamerika (im Bild Manhattan) ist schon 15 Jahre her. Als Drohkulisse taugt es immer noch.
50 Millionen Menschen ohne Licht. Der große Blackout in Nordamerika (im Bild Manhattan) ist schon 15 Jahre her. Als Drohkulisse taugt es immer noch. (c) Getty Images (Robert Giroux)
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Fünf große Energieversorger teilen sich die Gewinne aus dem Kampf gegen den Netzkollaps. Bei der Industrie regt sich Unmut. Sie will am 320 Millionen Euro schweren Markt mitspielen.

Im Grund ist es paradox: Obwohl Europa mehr Strom erzeugt als je zuvor, steigt die Gefahr eines Blackouts auf dem Kontinent kontinuierlich. „Überschüsse sind eben genauso gefährlich wie zu wenig Elektrizität“, erklärt Gerhard Christiner, Technikvorstand des österreichischen Übertragungsnetzbetreibers APG. Und Stromüberschüsse gibt es in Europa mittlerweile mehr als genug. Ein windiger Sommertag in Deutschland reicht aus, um so viel Ökostrom zu erzeugen, dass Kilowattstunden oft schon verschenkt werden müssen, nur damit sie aus dem Netz verschwinden. Polen und Tschechien haben sich bereits abgeschottet, um eine Überlastungen ihrer Stromnetze zu verhindern. Österreichs Stromhändler kaufen hingegen munter deutschen Billigstrom zu und bringen damit das heimische Netz in Gefahr.

(c) Die Presse

An 301 Tagen musste die APG im vergangenen Jahr Feuerwehr spielen, weil Österreich mehr Elektrizität gekauft hatte, als über die vorhandenen Leitungen ins Land kommen konnte. Um diese Importlücke auszugleichen und das Netz in Balance zu halten, kaufte der Netzbetreiber kurzfristig große Strommengen von Österreichs Pumpspeicher-, Gas- und Kohlekraftwerken. Die Kosten für diese Redispatch-Maßnahmen beliefen sich 2017 auf 324 Millionen Euro. Das ist das Dreifache von 2016 und 300 Mal mehr als noch vor fünf Jahren. Zwar trug Deutschland zuletzt zwei Drittel der Kosten, „aber das Problem verschiebt sich zusehends nach Österreich“, warnt Christiner.

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