Wenn Labour für den Markt Partei ergreift, während die Tories die Abschottung vom EU-Binnenmarkt propagieren, ist irgendetwas aus dem Ruder gelaufen.
Der Brexit hat in Großbritannien die ideologischen Leitsätze ins Gegenteil gekehrt. Die linke Labour-Führung unterstützt nun die Linie der britischen Wirtschaft, während sich die konservative Tory-Regierung unter Theresa May auf die Seite einer unterprivilegierten Schicht stellt, die ausländische Konkurrenz fürchtet. May will nicht einmal mehr eine Zollunion mit der EU eingehen, lediglich ein Handelsabkommen mit Raum für nationalen Protektionismus. Der Binnenmarkt würde gemeinsame Wettbewerbsregeln und vielleicht irgendwann wieder Freizügigkeit für Arbeitnehmer bedeuten. Das gelte es zu verhindern.
Nie würden die Tories zugeben, dass sie sich von ihrem wirtschaftsliberalen Kurs verabschiedet haben und längst eine rein populistische Linie verfolgen. Aber sie tun es. Sie haben Stimmungen erzeugt, die sie nun als Begründung für ihre Politik nennen. Wie sagte Boris Johnson am Valentinstag: „Am Ende geht es hier um die Gefühle von Menschen.“
E-Mails an: wolfgang.boehm@diepresse.com