Corbyn bringt Mays Brexit-Kurs unter Druck

BRITAIN-LABOUR-EU-BREXIT
BRITAIN-LABOUR-EU-BREXITAPA/AFP/BEN STANSALL
  • Drucken

Labour-Chef Corbyn propagiert eine Zollunion mit der EU und spaltet damit die britischen Tories.

Die britische Premierministerin Theresa May steht im aufreibenden politischen Wettlauf um den Brexit vor einer neuen Hürde. Ihr Kurs, wonach Großbritannien nach dem EU-Austritt auch die Anbindung an den EU-Binnenmarkt beenden soll, kommt durch einen Schwenk von Labour-Chef Jeremy Corbyn unter Druck.

Es mache „keinen Sinn“, sich von der bisherigen Zollunion abzuwenden, „die sich so sehr bewährt hat“, sagte Corbyn am Montag in einer Rede. Er drückte damit nicht nur die Bedürfnisse der britischen Wirtschaft aus, gleichzeitig trieb er einen Keil in die konservative Partei. Denn jene Tory-Abgeordnete im Unterhaus, die schon bisher einen Hard-Brexit ablehnten, könnten nun versucht sein, die Linie der Premierministerin zu korrigieren. Sollte ein Antrag gegen den von May vorgegebenen Kurs tatsächlich zur Abstimmung kommen, droht ihr eine Niederlage.

Während May jegliche Abhängigkeit von Regeln des EU-Binnenmarkts beenden möchte, warnen Wirtschaftsexperten vor neuen Handelsbarrieren. Sie weisen auch darauf hin, dass eine Zollunion die Lösung des Grenzproblemes zwischen der Republik Irland und Nordirland erleichtern würde.

Der ehemalige Tory-Schatzkanzler George Osborne begrüßte in einem Beitrag für den „Evening Standard“, die neue Linie von Corbyn. „Der Labour-Chef hat sich mit kleinsten Zugeständnissen in einen Kurs pro Wirtschaft und pro Freihandel manövriert, wie ihn die Tory-Regierung derzeit nicht mehr vertritt.“

(AFP, Reuters)

(AFP, Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Europa

May schließt zweites Brexit-Referendum kategorisch aus

"Das britische Volk hat entschieden", meint die britische Premierministerin. Das sei auch eine Vertrauensfrage. Doch: Der Brexit hat zuletzt an Zustimmung verloren.
Europa

Brexit: May will sich aussuchen, was ihr gefällt

Die Premierministerin erteilt Binnenmarkt und Zollunion eine Absage und skizziert Grundzüge künftiger Wirtschaftsbeziehungen „in gegenseitigem Vorteil“.
Europa

Rosinenpicken 2.0? May hält ihre dritte große Brexit Rede

Brüssel fordert eine klare Ansage: Wie soll das künftige Verhältnis zwischen EU und dem Vereinigten Königreich nach dem Brexit aussehen?
Die Chefverhandler des Brexits: Michel Barnier für die EU, David Davis für Großbritannien.
Außenpolitik

Der Brexit läuft aus dem Ruder

London lehnt den Vorschlag der EU für ein Austrittsabkommen als Provokation ab. Doch eigene Ideen für die heiklen Probleme fehlen ein Jahr vor Ende der EU-Mitgliedschaft.
Theresa May will Nordirland nicht im EU-Binnenmarkt belassen.
Europa

May lehnt Entwurf für Brexit-Vertrag entschieden ab

Die Premierministerin will den Text in jetziger Form "niemals" akzeptieren. Nordirland wäre de facto im EU-Binnenland. EU-Verhandler wollen eine "harte Grenze" in Irland vermeiden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.