Kinder leiden am meisten unter den Folgen von Naturkatastrophen, Kriegen oder der Finanzkrise. Das geht aus einem neuen Unicef-Bericht hervor.
Wien/Genf (zoe). Naturkatastrophen, Kriege, Klimawandel, Finanzkrise: Kinder treffen die Auswirkungen von Katastrophen immer am härtesten. Weltweit kämpfen Millionen Mädchen und Buben in mindestens 28Ländern täglich um ihr Überleben – das geht aus dem jährlichen Bericht von Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, hervor.
„Das Erdbeben ist ein fürchterliches Beispiel für eine doppelte Katastrophe“, erklärte Helen Johnson, stellvertretende Unicef-Direktorin, jüngst bei der Vorstellung des Berichts in Genf.
Schon vor dem Erdbeben galt Haiti als Krisengebiet, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung mit weniger als einem US-Dollar pro Tag auskommen musste. Vier von zehn haitianischen Kindern wachsen in extremer Armut auf. Da ihre Familien sie kaum ernähren können, leiden bis zu 30Prozent der Kinder an Unterernährung. Und somit ist auch die Sterblichkeitsrate der unter Fünfjährigen hoch: 7,2 Prozent der Kinder Haitis erleben ihren fünften Geburtstag nicht. Zum Vergleich: In Österreich liegt dieser Prozentsatz bei 0,45.
Gefahr der Ausbeutung steigt
Unicef wollte 13Millionen US-Dollar in Programme zur Ernährung, Verbesserung der Gesundheit und Schulbildung in Haiti stecken. Durch das Erdbeben ist dieser Bedarf natürlich in die Höhe geschnellt: Verantwortliche gehen davon aus, dass nun 120 Million Dollar nötig sind, um diese Bereiche abzudecken.
Allerdings hat sich auch in anderen Regionen der Welt die Situation für Kinder verschärft: In Afghanistan, in der Demokratischen Republik Kongo und im Sudan drohen Kinder aufgrund von gewaltsamen Konflikten unter die Räder zu geraten. Die Gefahr von Ausbeutung, sexueller Gewalt und Missbrauch steigt.
Kinder tragen auch die Hauptlasten der Auswirkungen des Klimawandels und der Finanzkrise. Instabile Lebensmittelpreise führen zu Armut und Mangelernährung. Die Zahl der Hungernden weltweit stieg 2009 auf eine Milliarde.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2010)