Von liberal zu national: Die Verengung der FPÖ

Archivbild: Siegfried Dillersberger, in den 1980er-Jahren Hoffnungsträger der Freiheitlichen im Westen und Süden.
Archivbild: Siegfried Dillersberger, in den 1980er-Jahren Hoffnungsträger der Freiheitlichen im Westen und Süden.(c) APA (GINDL Barbara)
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Eigentlich wäre die FPÖ der natürliche Koalitionspartner der Tiroler ÖVP. Also eine FPÖ nach Façon des früheren Landesparteichefs Siegfried Dillersberger. Über die Wandlung einer freiheitlichen Landesgruppe.

Es war einmal der Bürgermeister von Kufstein: Siegfried Dillersberger, in den 1980er-Jahren Hoffnungsträger der Freiheitlichen im Westen und Süden, die mit der Performance der „Wiener Partie“ um Parteichef Norbert Steger unglücklich waren. Der Anwalt Dillersberger galt als liberal, aber als Anti-Steger.

Seit 1974 stand er als Freiheitlicher der Stadt Kufstein vor. Zu einer Zeit, als die FPÖ noch nicht allzu viele Exekutivposten in der Republik innehatte. In Graz war zeitlich auch ein Freiheitlicher Bürgermeister: Alexander Götz. Dieser hatte zwar ebenfalls eine bürgerliche Anmutung und fand über sein Lager hinaus Wähler, aber er gehörte doch recht eindeutig dem nationalen Flügel an.

Dillersberger hingegen, der ebenso über seine Partei hinaus wirkte, war als Typ liberaler und moderner. Nur gab es da noch einen jungen Modernisierer in der FPÖ, der noch mehr Zug zum Tor hatte, der eigentlich auch als liberal galt, in seiner neuen Wahlheimat Kärnten jedoch sukzessive nach rechts rückte: Jörg Haider.

Eine Zeit lang bediente Jörg Haider geschickt beide Flügel – und wurde zum eigentlichen Hoffnungsträger der Freiheitlichen. Dillersberger, der selbst ohnehin wenig Ambitionen auf einen Platz ganz vorn hatte, machte sich bereitwillig zu seinem Mitstreiter. Beim Innsbrucker Parteitag 1986 standen Dillersberger und seine Tiroler hinter Haider. Der ungeliebte Steger war Geschichte.

Dillersbergers Ruf als einem der letzten Liberalen in der FPÖ war das nicht abträglich. Die Tiroler FPÖ war damals vor allem seinetwegen, der dann eine Zeit lang auch Landesparteiobmann war, eine der liberaleren Landesgruppen (wie die Vorarlberger). Auch Susanne Riess, die spätere freiheitliche Vizekanzlerin, entstammte diesem politischen Biotop.

Dillersberger machte unter Haider dann auch noch den Dritten Nationalratspräsidenten. Doch irgendwann ging auch er, wie so viele, auf Distanz zu Haider. Zu sprunghaft, zu unberechenbar, zu provokant war dieser geworden.

Skitrainer und Korporierter

Die Tiroler FPÖ verengte sich in der Folge zusehends. Nach eher unscheinbaren Landesparteichefs in der Haider-Zeit wie Franz Linser, einem ehemaligen Trainer der österreichischen Skinationalmannschaft, kamen dann unter Parteichef Heinz-Christian Strache weiter rechts stehende Politiker an die Spitze der Tiroler FPÖ: zuerst der Osttiroler Gerald Hauser, eigentlich ein Mann aus ÖVP-Milieu, der dann aber den Strache-Kurs akzentuiert mittrug. Nun eben der Anwalt Markus Abwerzger, ein nationaler Korporierter, Mitglied der umstrittenen Universitätssängerschaft Skalden Innsbruck.

Die Dillersberger-FPÖ wäre eigentlich der natürliche Koalitionspartner der ÖVP (gewesen). Doch heute koaliert der ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter lieber mit dem Grünen vom anderen Ende des politischen Spektrums, um an den Freiheitlichen nur nicht anstreifen zu müssen.

Abwerzgers Vorbild

Und irgendwie ist das auch Abwerzger bewusst, dass er mit dem kantigeren Kurs die Regierungsteilnahme verbaut. „Die Dillersberger-FPÖ ist mein politisches Vorbild“, sagte er der „Tiroler Tageszeitung“ im Jahr 2013. Davon ist die FPÖ des Jahres 2017 aber noch ein Stück weit entfernt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2018)

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